Kirche und Hilfsorganisationen werben für bewussten Umgang mit Wasser

Mangel und Verschwendung

Eine dramatische Wasserknappheit und verschwenderischen Umgang mit Wasser beklagen Kirchen und Hilfsorganisation zum Weltwassertag. Wegen des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums drohe großen Teilen Asiens und Schwarzafrikas eine ernsthafte Knappheit, warnt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.

 (DR)

So werde in der Sahelzone eine neue Hungerkatastrophe erwartet, weil es zu wenig Wasser für Gartenbau und Landwirtschaft gebe.



Geschäfte mit Wasserreservoirs nehmen zu

Nach dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen hätten inzwischen zwar 89 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er kritisierte jedoch, dass es derzeit bereits einen weltweiten Ankauf von Wasserreservoirs, etwa in Seengebieten Afrikas und im Amazonasgebiet, durch Reiche aus den Industrienationen gebe. Diese wollten damit in den nächsten Jahren Geschäfte machen.



Gerade in ländlichen Gebieten müssten viele Menschen weite Wege zurücklegen, um an sauberes Trinkwasser zu kommen, sagte der Wasserexperte Joseph Antony Xavier von den Steyler Missionaren. Vor allem Kinder litten unter Austrocknung oder Durchfallerkrankungen, weil sie oftmals nur verseuchtes Wasser bekämen, so Xavier, der Wasserprojekte in Indien leitet, in einem von dem Orden verbreiteten Interview. Besonders den Bundesstaat Orissa treffe derzeit eine extreme Hitzewelle mit großer Trockenheit.



Rasantes Wachstum der Metropolen bereitet Kopfzerbrechen

Das Internationale Kinderhilfswerk World Vision wies auf den Wassermangel in vielen Städten der Welt hin. Vor allem das rasante Wachstum von Metropolen in Entwicklungs- und Schwellenländern stelle enorme Belastungen für die Versorgung der Bewohner mit Wasser und sanitären Anlagen dar. "Allein die Vorstellung, dass weltweit über eine Milliarde Menschen keine Toiletten zur Verrichtung ihrer Notdurft benutzen können, macht das Ausmaß der Belastung deutlich", erklärte der Wasserexperte von World Vision, Marc-Andre Hensel.



Der Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Bundestages, Tom Koenigs, erklärte, die verbesserte Wasserversorgung in einigen Regionen wie China und Indien dürfe nicht über die schlechte Situation in anderen Regionen hinwegtäuschen.



"Besonders dramatisch ist die Situation in ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas. Dort haben 97 Prozent der Familien keinen Wasseranschluss, jeder Siebte trinkt aus Flüssen, Seen oder Tümpeln", sagte Koenigs. Der Grünenpolitiker verwies darauf, dass das von der Staatengemeinschaft vereinbarte Millenniumsziel, bis 2015 die Anzahl von Menschen ohne Sanitärversorgung zu halbieren, nicht erreicht werde. "Wer dauerhaft sauberes Trinkwasser will, muss die Defizite in der Abwasserreinigung angehen", so Koenigs.



Malteser International für mehr Investitionen in Wassersektor

Malteser International forderte verstärkte Investitionen in den Wassersektor. Dabei müssten die Finanzmittel insbesondere den Ärmsten zugutekommen. "Die Lücke zwischen Reichen und Armen wird immer größer und zeigt sich auch in der Ungleichheit beim Zugang zu sauberem Wasser", sagte der Regionalkoordinator der Hilfsorganisation für Wasser, sanitäre Grundversorgung und Hygiene (WASH) in Asien, Arno Coerver, in Köln. So hätten in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara nur 61 Prozent der Bevölkerung Zugang zur Wasserversorgung.



Die Hilfsorganisation Care verwies auf die Bedeutung von Frauen für die Wasserversorgung in den Ländern des Südens. "Im Durchschnitt legen Mädchen und Frauen in einem Entwicklungsland täglich sechs Kilometer Fußweg zurück, um 20 Liter Wasser nach Hause zu tragen", erklärte die stellvertretende Generalsekretärin von CARE Deutschland-Luxemburg, Karin Kortman, in Bonn. Wenn Frauen bei Anbaumethoden und Bewässerungssystemen mitentscheiden dürften, würden sie mit ihren Familien und der ganzen Gemeinde gesünder leben. Frauen seien Vorreiterinnen beim nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen, so Kortmann.