Jüdischer Weltkongress bestürzt über Morde in Frankreich

Warnsignal Toulouse

Nach dem Tod des mutmaßlichen Attentäters von Toulouse betont der Zentralrat der Muslime, dass die Morde nicht mit dem Islam zu rechtfertigen sind. Jüdische Vertreter zeigen sich bestürzt über die Attentatsserie. Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, mahnt: "Dass bislang in Deutschland nichts passiert ist, war reines Glück."

 (DR)

Für die Morde des Attentäters von Toulouse gibt es nach den Worten des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) "keinerlei Rechtfertigung im Islam". Der Verband zeigte sich am Donnerstag tief bestürzt über die Gewalt des mutmaßlichen Täters, dem sieben Morde zugeschrieben werden. "Den Angehörigen und Hinterbliebenen gilt unser tiefstes Beileid und unsere aufrichtige Anteilnahme, wir fühlen mit ihnen in den Stunden des Schocks und der Trauer", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Bereits am Mittwoch habe der ZMD in einem Brief an den Zentralrat der Juden in Deutschland den jüdischen Gemeinden kondoliert.



Knobloch: Judenfeindlichkeit unter Muslimen wächst

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, warnte unter Berufung auf eine Studie vor Islamisten als neuen Trägern des Antisemitismus. Gerade türkisch-muslimische Jugendliche solidarisierten sich mit den Palästinensern und deren Sicht auf Israel: "Die Judenfeindlichkeit unter den in Deutschland lebenden Muslimen wächst rasant."



Knobloch rief die Politik auf, diesen Tendenzen entgegenzusteuern. "Wie der Rechtsextremismus wurde auch der Islamismus in der Bundesrepublik jahrelang verkannt, verharmlost und unterschätzt." Der Attentäter von Toulouse stamme aus der Mitte der Gesellschaft.



Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und die Suche nach Orientierung machten auch in Deutschland viele junge Menschen anfällig für Islamisten: "Islamismus ist kein Teil von Deutschland! Aber wer Teil unserer Gesellschaft sein will, muss eine Chance bekommen", so Knobloch.



Sarkozy kündigt Konsequenzen nach Attentatserie an

Mazyek vom Zentralrat der Muslime appellierte an die Medien, die Morde nicht auf der Grundlage der extremistischen Propaganda des Todesschützen zu erklären. Das würde Muslime weltweit kränken. Der mutmaßliche Attentäter Mohammed Merah hatte die Erschießung von drei jüdischen Kindern, ihres Lehrers sowie dreier Soldaten mit seiner islamischen Widerstandspflicht begründet. Am Donnerstag wurde er in Toulouse bei einem Schusswechsel getötet, nachdem Polizisten seine Wohnung gestürmt hatten.



Frankreichs Präsident Sarkozy hatte nach dem Tod des mutmaßlichen Serienmörders von Toulouse Konsequenzen angekündigt. Wer im Internet zu Hass aufrufe, müsse mit Strafverfolgung rechnen. Eliteeinheiten der Polizei haben den mutmaßlichen Mörder am Donnerstagmittag in seiner Wohnung erschossen. Sie hatten das Haus zuvor nach über 30-stündiger Belagerung gestürmt. Alle Versuche, den 23-Jährigen lebend zu fassen, seien gescheitert, sagte Sarkozy.