Verbände kritisieren bisherigen Atomausstieg als unglaubwürdig

Lichterkette und Demonstrationen zu Fukushima-Jahrestag

Umweltverbänden geht der deutsche Atomausstiegs nicht schnell genug: Sie misstrauen der Politik und wollen mit Demonstrationen ihrer Forderung Nachdruck verleihen. Vor einem Jahr löste ein Beben die nukleare Katastrophe von Fukushima aus.

 (DR)

Mit Kundgebungen zum ersten Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima wollen Umweltverbände am Sonntag ihrer Forderung nach endgültiger Abkehr von der Kernenergie Nachdruck verleihen. Die mutmaßlich größte Aktion mit wahrscheinlich mehr als

20.000 Teilnehmern werde eine 75 Kilometer lange Lichterkette von Braunschweig zu den Atomlagern Schacht Konrad und Asse II sein, teilten die Veranstalter mit.



Am Montag werde sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in der Asse über die Gefahren informieren, die von dem dort gelagerten Atommüll ausgeht. Weitere Demonstrationen sind nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) an vier weiteren deutschen Atomstandorten Gundremmingen (Bayern), Neckarwestheim (Baden-Württemberg), Brokdorf (Schleswig-Holstein), Gronau (Nordrhein-Westfalen) sowie in Hannover geplant.



Derzeit sind in Deutschland noch neun Atomkraftwerke in Betrieb, sechs davon befinden sich in Bayern und Baden-Württemberg. Der größte Standort ist Gundremmingen an der Donau. Hier steht laut Angaben der Umweltverbände mit dem letzten Siedewasser-Meiler auch derselbe Reaktor-Typ wie im japanischen Fukushima. Dennoch sei seine Laufzeit teilweise sogar bis 2021 verlängert worden.



Kürzung der Solarförderung in der Kritik

"Der Jahrestag muss eine Mahnung sein, die Energiewende voranzubringen", kritisierte BUND-Atomexperte Thorsten Becker. Hier sei bislang kaum etwas passiert. Statt erneuerbare Energien weiter auszubauen, werde jetzt die Solarförderung in einem Maße gekürzt, dass der so wichtige Vertrauensschutz für Investoren gefährdet werde.



Die Unglaubwürdigkeit des nach der Katastrophe in Fukushima verkündeten Atomausstiegs zeige sich gerade bei der Urananreicherungsanlage in Gronau, kritisierte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland. Statt dieses Unternehmen ebenso wie die Brennelemente-Fertigung in Lingen zu schließen, seien die Kapazitäten in den beiden vergangenen Jahren sogar verdoppelt worden.



Fast die gesamte Produktion gehe in den Export, so dass mittlerweile jeder zehnte Nuklearmeiler weltweit von dort seinen Brennstoff erhalte. Auch die Betreiberfirma von Fukushima, wo es vor einem Jahr infolge eines Erdbebens zur Explosion und damit zur weiträumigen radioaktiven Verseuchung kam, sei aus Gronau beliefert worden. "Wer aus der Atomkraft aussteigen will, darf sie nicht in alle Welt exportieren", hielt dem Eickhoff entgegen.