Zustimmung der Kirche bei Organspende-Einigung ist wahrscheinlich

"Es geht um Vertrauen"

Der katholische Moraltheologe Josef Schuster hat die parteiübergreifende Einigung beim Thema Organspende begrüßt. Die Regelung setze weiterhin auf Freiwilligkeit und schaffe so Vertrauen. Schuster rechnet im domradio.de-Interview deshalb auch mit Zustimmung der Bischöfe. Kritik kommt dagegen von der Hospiz Stiftung.

 (DR)

Unter den diskutierten Regelungen sei die am Donnerstag gefundene Einigung die bessere. Schuster verwies in diesem Zusammenhang auf die im Vorfeld diskutierte Widerspruchsregelung. Der Jesuit ist Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen.



Eine Spitzenrunde aus Bundesregierung und allen Fraktionen hatte sich am Donnerstag darauf geeinigt, Organspenden neu zu regeln. Danach soll jeder Erwachsene regelmäßig nach seiner Bereitschaft zur Organspende gefragt werden. Man könne die Anfrage bejahen, verneinen oder den Brief einfach wegwerfen, erklärte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Es gebe auch die Möglichkeit, nur bestimmte Organe spenden zu wollen. Ziel ist es, die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen. In Deutschland warten derzeit 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan.



Es komme in der Frage der Organspende darauf an, "Vertrauen zu schaffen", so Schuster in dem Gespräch am Freitag weiter: "Das ist etwas ganz Wichtiges." Die Menschen dürften nicht den Eindruck haben, dass "Tricks angewendet werden, um an Organe zu kommen".



Prinzip der Freiwilligkeit

Der Moraltheologe rechnet damit, dass die deutschen katholischen Bischöfe dieser Lösung auch zustimmen können. Bislang sei es die Position der Bischofskonferenz gewesen, "dass es kein Recht auf das Organ eines anderen gibt". "Organspender und -empfänger dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", sagte etwa der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. Das Prinzip der Freiwilligkeit bestünde weiterhin, so Schuster.



Schuster glaubt, dass das Modell mehr Erfolg als das bisherige haben kann. "Es ist gut, wenn die Menschen von Zeit und Zeit an diese Möglichkeit erinnert werden." Das rege dazu an, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.



Hospiz Stiftung kritisiert Einigung

Die Politik setze nicht auf Aufklärung und Transparenz, sondern auf "Penetranz und Druck", das werde die Zahl der gespendeten Organe nicht erhöhen, sagte der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung Eugen Brysch am Freitag in Berlin. So sehr sich die Schwerstkranken ein überzeugendes Organspendegesetz gewünscht hätten, so groß sei jetzt die Enttäuschung.



Brysch warnte vor einem "Placebo-Gesetz". Der Politik falle lediglich ein, den Druck auf Krankenhäuser zu erhöhen, "penetrante Werbung" zu machen und den Datenschutz auszuhöhlen. Sowohl die Bevölkerung als auch Krankenhäuser und Ärzte vertrauten dem Transplantationssystem nicht, so die Deutsche Hospiz Stiftung.



In Deutschland gilt bei der Organspende bislang die Zustimmungsregelung. Demnach müssen der Patient vor seinem Tod oder die Angehörigen der Entnahme von Organen und Gewebe zustimmen.