Katholische Pfadfinder unterstützen arme Kinder

Wo das Handy keine Rolle spielt

Die katholische Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg will mit ihrer Jahresaktion speziell Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen für das Pfadfinden gewinnen. "Wir wollen Hürden abbauen", erklärt der DPSG-Bundesvorsitzende Manuel Rottmann im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Was bietet Ihrer Ansicht nach das Pfadfinden den Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen?

Pfadfinder sein bietet Kindern, nicht nur aus sozial schwachen Verhältnissen, eine ganze Menge, vor allem dass sie mit anderen Kindern und Jugendlichen das tun können, worauf sie Lust haben: mit Aktionen, Projekten, Gruppenstunden, in Zeltlagern. Das bieten wir. Und in diesem Rahmen lassen sich immer wieder Projekte gestalten. Ein gemeinsames Projekt in diesem Jahr ist unsere Jahresaktion.



domradio.de: Was ist Ziel dieser Jahresaktion?

Es geht darum, Impulse zu setzen, Impulse in der Gesellschaft. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass das Problem der Kinder- und Jugendarmut besteht. Man kann sich darüber streiten, wie viele Kinder und Jugendliche -gemessen an der Armut in der Welt - relativ arm sind. Von bis zu 2,5 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht man aus. Und dafür wollen wir auch die Mitglieder unseres Verbandes sensibilisieren, bei den Pfadfindern Hürden abzubauen, so dass von Armut bedrohte oder betroffene Kinder und Jugendliche bei uns mitmachen können.



domradio.de: Wer an Zeltlagern oder Gruppenstunden teilnehmen will, muss in der Regel Beitrag zahlen. Wenn die Eltern das nicht zahlen können, wie soll das finanziell gestemmt werden?

Wir haben festgestellt, dass die Hürde weniger die Mitgliedschaft ist. Die Teilnahme an einer Gruppenstunde kostet erst mal nichts, der Jahresbeitrag deckt vor allem die Versicherung der Kinder und Jugendlichen. Veranstaltungen und Aktionen, der Schlafsack für das Sommerlager - all das kann manchmal teuer werden. Hier setzen wir darauf, dass Eltern das dann auch ansprechen können - nämlich wenn ich meinem Kind keinen Rucksack fürs Sommerlager oder eine Regenjacke besorgen kann. Hier wollen wir die Eltern ermutigen, einfach Kontakt mit den Gruppenleitern aufzunehmen, um gemeinsam zu schauen: Wie kann es funktionieren? Hier sind wir aber auch auf die Solidarität anderer Eltern angewiesen.



domradio.de: Es gehört aber auch Mut dazu, zu sagen: Ich habe kein Geld für den Rucksack für mein Kind.

Dazu gehört sehr viel Mut, vor allem für Kinder und Jugendliche. Für die Eltern selbstverständlich auch. Aber genau da wollen wir ran: Wir wollen Hürden abbauen. Ob in der Schule oder bei den Pfadfindern - es wird immer deutlich, wer welchen Background mitbringt. Wer hat welches Handy? An solchen vermeintlichen Kleinigkeiten wird das schnell deutlich. Und ein Programm anzubieten, bei dem genau das keine große Rolle spielt, sondern das Miteinander unabhängig von Ressourcen - das ist grundsätzlich unser Zugang. Und den wollen wir verstärken.



Das Gespräch führte Dagmar Peters.