Im Senegal deutet Vieles auf eine Stichwahl hin

Früher Jubel der Wade-Gegner

Offiziell ist im Senegal zwar noch gar nichts. Doch nach einem blutigen Wahlkampf und einem spannenden Wahltag sieht alles nach einer Stichwahl zwischen Amtsinhaber Abdoulaye Wade und dem Oppositionskandidaten Macky Sall aus. Mit endgültigen Ergebnissen wird in den kommenden Tagen gerechnet.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

Einen Tag nach der Wahl löst sich langsam die Stimmung in Dakar. "Sehr ruhig war es", sagt eine Obstverkäuferin, die im Geschäftsviertel Plateau Bananen, Orangen und Papayas anbietet. Dann lächelt sie: "Die Wahlen sind wirklich gut verlaufen." Im Moment ist das für sie am wichtigsten. Denn vor der Wahl am Sonntag, für die sich rund 5,3 Millionen Senegalesen hatten registrieren lassen, war das alles andere als sicher. Nach blutigen Demonstrationen, bei denen mindestens zwölf Menschen ums Leben kamen, und einem starrköpfigen Präsidenten galt die Abstimmung als Zerreißprobe für Westafrikas einstige Musterdemokratie.



Einen Tag später ist das schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Ein bisschen Spannung bleibt dennoch. Denn noch immer steht das offizielle Endergebnis nicht fest. Es könnte am Dienstag kommen - oder erst am Freitag. Derzeit deutet Vieles auf eine zweite Runde zwischen Wade und Macky Sall hin. Dann müssten die Senegalesen Mitte März noch einmal an die Urne. "Wir sind mit der Wahl zufrieden und hoffen, dass wir weiter wählen können", sagt Pater Ambrosius Tine, Leiter der Caritas im Senegal. Damit spricht er vielen Landsleuten aus der Seele, die ebenfalls auf eine zweite Runde hoffen.



Von Anfang an war klar: Keiner der 13 Oppositionskandidaten würde die absolute Mehrheit bekommen. Befürchtet wurde allerdings ein Sieg des 85-jährigen Amtsinhabers Wade mit mehr als 50 Prozent - und eine weitere Festigung seiner Macht. Stattdessen jubeln die Anhänger des 51-jährigen Gegenkandidaten Macky Sall. Der Kandidat der Allianz für die Republik (APR-YAAKAAR) galt schon im Vorfeld als der, der dem alte Wade als einziger wirklich gefährlich werden könnte.



"Wir werden bald ein anderes Staatsoberhaupt haben"  

Einerseits ist Macky Sall bekannt. Schließlich übte er bis 2008 mehrere Ministerämter aus, war unter anderem Ministerpräsident und bis 2008 auch Parlamentspräsident. Gefördert wurde er von seinem heutigen Kontrahenten Wade, bis dieser ihn fallen ließ und Macky Sall sich eine neue politische Heimat und Unterstützer suchen musste. Andererseits war der Geologe auch der einzige, der in den Wochen vor den Wahlen ernsthaft Wahlkampf betrieb und weite Teile des Landes mit knapp 13 Millionen Einwohnern besuchte.



Macky Salls Unterstützer sind sicher: In einer zweiten Runde würde die Opposition geschlossen für ihn stimmen und so weit mehr als 50 Prozent schaffen. "Der Logik nach wird es auch so sein. Alle stehen hinter ihm", sagt Pater Ambrosius. Gleichzeitig warnt er: In der Politik sei alles möglich. Mit anderen Worten auch, dass sich ehemalige Wade-Gegner nur auf dessen Seite schlagen, um davon demnächst profitieren zu können. Solche Allianzen schätzt der Leiter der Caritas allerdings nicht als sonderlich erfolgversprechend ein: "Selbst wenn sich Parteivorsitzende plötzlich für Wade aussprechen sollten, gehe ich davon aus: Das Volk wird ihnen nicht folgen und gegen ihn stimmen."



Darauf hofft auch Waly Ndiaye vom Verband für die Demokratisierung des Senegal. Am Sonntag hat er gegen Wade gestimmt - aus gutem Grund, wie er meint. "Wade hat unsere Verfassung verletzt. Eigentlich wäre nach zwei Amtszeiten Schluss gewesen." Egal, was der Präsident sonst gemacht oder unterlassen hat: Schon dieser Missbrauch sei schwer genug, um den Präsidenten abzuwählen. Ndiaye:  "Ich bin zuversichtlich. Wir werden bald ein anderes Staatsoberhaupt haben."