Zehntausende Jecken feiern Wieverfastelovend

Schmuddelwetter, dat mäht nix!

Farbe und Frohsinn gegen fieses Schmuddelwetter. Mit Weiberfastnacht hat der Kölner Straßenkarneval, der Höhepunkt der Karnevalssession, begonnen. Frohe Feiertage wünscht Kölns Weihbischof Heiner Koch allen Jecken. domradio.de berichtet ausführlich über das närrische Treiben an den "tollen Tagen".

 (DR)

Gut gelaunt und bunt verkleidet haben am Donnerstag in den rheinischen Karnevalshochburgen die Narren die Kontrolle übernommen. Tierisch ging es in Köln zur Sache. "Bären", "Löwen" und "Kätzchen" schunkelten, tanzten und besangen den herbeigesehnten Start in den Straßenkarneval. "Wir haben einen Traum, den wir leben dürfen", verkündete der Kölner Prinz Marcus II.



Wunderbare Tage bis Aschermittwoch

"Der Straßenkarneval ist und bleibt der schönste Teil des Kölner Straßenkarnevals." Wunderbare Tage stünden bis Aschermittwoch bevor. Kurze Zeit später war Prinz Marcus II.  im Trubel verschwunden.



Kölner Weihbischof wünscht frohe Feiertage

Der Kölner Weihbischof Heiner Koch hielt kurz vor dem Straßenkarneval gemeinsam mit Präses Schneider  eine Ökumenische Andacht und wünschte allen Jecken frohe Feiertage. Bei der Gelegenheit wich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland das zurückhaltende Verhältnis der Protestanten zum Karneval auf. Zum Glück gebe es nicht das zusätzliche Gebot "Du sollst nicht Karneval feiern", sagte er.



Karneval sei die Zeit, Gewohntes zu hinterfragen und dem Alltag einen Spiegel vorzuhalten.



Düsseldorfer Möhnen überwältigen OB Elbers

In Düsseldorf wurde Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) von den "Möhnen" (närrischen Weibern) "überwältigt" und seine Krawatte abgeschnitten. "Frauen, heut" sind wir dran", rief Venetia Anke vom geschmückten Düsseldorfer Rathausbalkon.



Der Rathausplatz hatte sich wegen Nieselregens etwas langsamer gefüllt als im Vorjahr. Der Feierlaune tat das aber keinen Abbruch. "Die Stimmung ist wie immer bestens", meinten Conny und Sylvia aus Düsseldorf. Sie sollten es wissen, sie sind jedes Jahr an Weiberfastnacht unterwegs.



Angeführt von Wäscherprinzessin Marie-Christine I. eroberten die Waschweiber im rechtsrheinischen Bonn-Beuel um 12.30 Uhr das Rathaus. Erstmals in der Geschichte mussten sie wegen Bauarbeiten mit einem mobilen "Ersatzrathaus" Vorlieb nehmen. Erst zum Ende der tollen Tage wollen sie das Zepter wieder abgeben.



Schon in den frühen Morgenstunden waren Jecken in die Innenstädte geströmt. Einige hatten sich wegen Nieselregens mit Schürzen eingedeckt, andere schunkelten sich warm. Angesagt waren wetterbedingt auch warme Tierkostüme wie Löwen oder Bären. Manchen "Wiever" interessierte das Wetter herzlich wenig: Sie trugen trotzdem kurz geschnittene Uniformen. Weitere Karnevalisten waren als Cindy aus Marzahn oder Facebook-Imitationen verkleidet.



Tricks gegen Glasverbot

Die Polizei vermeldete am Mittag einen ruhigen Start. "Keine besonderen Vorkommnisse. Bislang feiern die Leute fröhlich und ausgelassen", sagte ein Polizeisprecher. Zum zweiten Mal galt an den tollen Tagen in der Düsseldorfer Altstadt ein Glasverbot. Mehr als 200 Mitarbeiter des Ordnungsamts kontrollierten an insgesamt 16 Stellen. Hundertprozentig funktionierte das aber nicht. "Bei kleinen Schnapsfläschchen sind wir machtlos", räumte eine Kontrolleurin ein.



Auch in Köln macht die Not erfinderisch: Statt Bierflaschen gab es Dosen, Schnapsfläschchen hingen an präparierten Gürteln und Mischungen wurden kurzerhand in Plastikflaschen umgefüllt. Erst vor einer Woche hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster das Glasverbot in der Innenstadt bestätigt.



Das Kölner Karnevalsmotto lautet in diesem Jahr "Jedem Jeck sing Pappnas". In Düsseldorf stehen die närrischen Tage unter dem Spruch "Hütt dommer dröwer lache"und in der früheren Bundeshauptstadt heißt es "SimsalaBonn". Der Höhepunkt der Karnevalssession steht an Rosenmontag an. Zu den feierlichen Umzügen mit zahlreichen Motto-Wagen werden in den Karnevalshochburgen Millionen Zuschauer erwartet.



Zwischen all den verrückten Jecken war die zierliche Chinesin Kun Guo eine kleine Ausnahmeerscheinung. Sie war extra aus Peking angereist, um den Straßenkarneval in Köln zu erleben - und ist überwältigt. "Es ist ganz toll", sagte die junge Frau in dem prunkvollen Kostüm einer chinesischen Prinzessin. In Peking werde nur zweimal im Jahr Karneval gefeiert. In Köln möchte sie gleich bis zu ihrer Abreise am Dienstag durchfeiern.