Internationales Ökumenisches Forum in Trier

Gemeinsam in Bewegung

Mit einem ökumenischen Vespergottesdienst hat ein Internationales Ökumenisches Forum im Dom zu Trier begonnen. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider im domradio.de-Interview über gemeinsame kirchliche Herausforderungen, die bei dem Treffen im Mittelpunkt stehen.

Bischof Ackermann und Präses Schneider begegnen sich nicht zum ersten Mal (KNA)
Bischof Ackermann und Präses Schneider begegnen sich nicht zum ersten Mal / ( KNA )

domradio.de: "Ökumene in Bewegung" - so heißt die Veranstaltung, an der Sie teilnehmen. Jetzt gibt es Skeptiker, die sagen, in der Ökumene bewegt sich gerade gar nichts. Wie viel erwarten Sie sich von den Gesprächen beim Forum in Trier?

Schneider: Beim Forum in Trier begehen wir in gewisser Hinsicht Neuland - da ist schon Bewegung. Hier kommen zwei Dinge zusammen, die typisch evangelisch und typisch katholisch sind: Wallfahrt ist etwas typisch Katholisches. Dieses Sich-auf-den-Weg-machen und mit dem ganzen Körper erfahren, sich auszurichten auf Christus - das ist eine Dimension des Glaubens, die wir neu entdecken. Dass in Trier ganz klar ist: Hier geht es um Christus, das ist eine Christus-Wallfahrt - das macht uns den Zugang möglich.



domradio.de: Trotz einer protestantischen Ablehnung der Reliquienverehrung wollen Sie bei der Heilig-Rock-Wallfahrt des Bistums Trier teilnehmen und sie haben auch die anderen evangelischen Christen dazu ermutigt teilzunehmen. Warum war Ihnen das wichtig?

Schneider: Weil wir eben nicht die Reliquien verehren, sondern weil wir ein Symbol als Ausgangspunkt für die Christusverehrung nehmen, um dabei neue Erfahrungen zu machen. Das ist eine wichtige Dimension. Denn zum Glauben gehört auch die Glaubenserfahrung. Glaube geht nicht alleine über den Kopf, sondern ist etwas, was mich als ganzen Menschen erfasst. Und dazu gehört eine solche Wanderung und die Konzentration, die damit verbunden ist, die Gespräche, die damit verbunden sind, das öffentliche Bekenntnis, das damit verbunden ist - das alles gehört zusammen. Und diese Dimension wollen wir als Evangelische auch gerne neu lernen.



domradio.de: Das Motto der Heilig-Rock-Wallfahrt lautet ja "und führe zusammen, was getrennt ist". Glauben Sie die evangelische Teilnahme wird der Ökumene noch mal neuen Schwung geben?

Schneider: Das hoffe ich zumindest. Was daraus wird, muss man sehen. Wir haben ja Gemeinsames einzubringen, etwa die Christus-Konzentration, die Konzentration auf die Schrift als dem Wort Gottes und damit eine Kraft jenseits aller dogmatisch-theologischen Erkenntnisse, die uns auch neue Horizonte des Glaubens und der Glaubenswahrheit erschließt.



domradio.de: Was sind das für Herausforderungen, denen wir uns in Deutschland und in ganz Europa stellen müssen?

Schneider: Wir haben gemeinsame Herausforderungen, wie die zunehmende Individualisierung, dass Menschen der Meinung sind, sie alleine könnten ihr Leben vollständig autonom gestalten und bräuchten dazu weder den Anstoß durch das Wort Gottes, noch die die Gemeinschaft derer, die mit ihnen unterwegs sind. Das ist eine große Herausforderung, der wir nicht oberlehrerhaft begegnen müssen, sondern freundlich und einladend; als gutes Beispiel darauf aufmerksam machen, wie sehr wir Gottes Wort und Geleit sowie die Gemeinschaft in der Kirche brauchen.



domradio.de: Welchen Beitrag kann und will das Internationale Ökumenische Forum dazu leisten?

Schneider: Eine Wallfahrt ist eine Gemeinschaftserfahrung, eine Verständigungserfahrung, da kann konkret erlebt werden, was es bedeutet, sich aus dem Einschließen in die Individualisierung zu öffnen dafür.



Das Gespräch führte Dagmar Peters.



Hintergrund: Das Internationale Ökumenische Forum in Trier dauert bis Freitag und findet statt im Vorfeld der für dieses Jahrhundert ersten Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt vom 13. April bis 13. Mai. Das Forum steht wie die Wallfahrt unter dem Leitwort "und führe zusammen, was getrennt ist".