Die Seligsprechung Max Josef Metzgers soll rasch abgeschlossen werden

Unverstandener Visionär

Max Josef Metzger gilt als Pionier der Friedensbewegung. Wegen seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten im April 1944 soll der Diözesanpriester als Märtyrer anerkannt werden, das Erzbistum Freiburg strebt nun einen raschen Abschluss des Seligsprechungsverfahrens an.

Autor/in:
Hans Lipp
 (DR)

"Es war ja immer mein Verhängnis, dass ich der Zeit etwas voraus war und daher nicht verstanden werden konnte." Diese Lebensbilanz zog der katholische Priester Max Josef Metzger im August 1943 in einem seiner letzten Briefe aus der Berliner Todeszelle. Nach einem Schauprozess und der Verurteilung als Volksverräter und Kritiker des Nationalsozialismus wurde Metzger am 17. April 1944 hingerichtet. In zwei unmittelbar vor seiner Enthauptung verfassten Abschiedsbriefen bekannte der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Geistliche, er habe Gott sein Leben angeboten "für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche". Metzger wurde vor genau 125 Jahren, am 3. Februar 1887 im südbadischen Schopfheim geboren.



Der katholische Geistliche gilt heute als Visionär, der schon früh in einer Fülle von Schriften Ideen für ein friedliches, vereinigtes Europa entwarf. Bis heute ist er indes öffentlich kaum bekannt. Und auch innerkirchlich erinnerten sich lange nur wenige an ihn. 2006 wurde sein Seligsprechungsprozess eröffnet, der nach Angaben des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch nun rasch abgeschlossen werden soll.



Nach Sichtung einer Fülle von Briefen, theologischen Abhandlungen, Predigten, Gedichten und Liedern, die Metzger hinterlassen hat, sollen bis Jahresende die zusammenfassenden Abschlussberichte der Freiburger Theologen- und Historikerkommission an die letztlich entscheidenden Stellen im Vatikan übergeben werden. Signale aus Rom deuteten darauf hin, dass die Vorarbeiten nun für eine Entscheidung über eine Seligsprechung und Anerkennung als Märtyrer ausreichten, heißt es in Kirchenkreisen.



Weitere Visionen bestätigte die Geschichte

Metzger hatte schon 1917, noch während des Ersten Weltkriegs, ein "Internationales religiöses Friedensprogramm" verfasst, zu dem sich der damalige Papst Benedikt XV. lobend äußerte. 1939 bat Metzger Papst Pius XII. in einem Brief um die Einberufung eines ökumenischen Konzils unter Beteiligung auch der nichtkatholischen Christen - mit dem Ziel, die Kirchenspaltung zu überwinden. 1943 entwarf er auf der Grundlage christlicher Werte ein Memorandum mit Vorschlägen zur Neuordnung Deutschlands nach der für ihn unvermeidlichen Niederlage und Einbindung in ein vereintes Europa. Dieses Schriftstück übergab er einer Gestapo-Agentin, die sich scheinbar für seine Arbeit interessierte. Metzger wurde verhaftet und in einem Schauprozess zum Tod verurteilt. Er hatte es gewagt, den Sturz des Dritten Reichs vorauszusagen.



Weitere Visionen Metzgers hat die Geschichte bestätigt. So wurde das Konzil von Papst Johannes XXIII. 1962 auf den Weg gebracht. Auch seine Idee von einem in ein vereintes Europa integrierten Deutschland ist längst verwirklicht. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Finanzkrise besitzt eine Mahnung von ihm aus dem Jahr 1939 weiterhin Aktualität: In einem Aufsatz prangerte er Geldsucht, Ehr- und Herrschsucht als "dreifachen Spuk des dämonischen Zeitgeistes" an. Als Gegengewicht empfahl Metzger die Besinnung auf die Bergpredigt. Die damalige Realität sah er von Verlogenheit, Habgier und Ungerechtigkeit bestimmt.



Max Josef Metzger starb am 17. April 1944, eine Woche nachdem er Ostern ohne Besuchserlaubnis in der Todeszelle verbringen musste, seine Osterhoffnung aber noch in drei Auferstehungsliedern ausdrücken konnte.