Die Reaktionen auf den Integrationsgipfel fallen unterschiedlich aus

Show oder Chance?

Der öffentliche Dienst soll mehr Migranten einstellen – ein Ergebnis des Integrationsgipfels im Bundeskanzleramt. Die Reaktionen auf das Treffen fallen unterschiedlich aus. Migrantenvertreter sprechen von einer "Showveranstaltung". Schon im Vorfeld hatten Caritas und Pro Asyl gegenüber domradio.de einen anderen Fokus gefordert.

 (DR)

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, kritisiert die Ergebnisse des jüngsten Integrationsgipfels der Bundesregierung. "Die Euphorie der ersten Integrationsgipfel ist vorüber", sagte Kolat der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe): "Jetzt sind sie mehr und mehr zu Showveranstaltungen geworden."



Kolat forderte mehr Teilhabe für Zuwanderer und sprach sich in diesem Zusammenhang für eine doppelte Staatsangehörigkeit aus. "Es kann nicht sein, dass sich junge Migranten heute immer noch zwischen ihrem bisherigen Pass und der deutschen Staatsangehörigkeit entscheiden müssen", sagte Kolat. Ein Doppelpass wäre aus seiner Sicht ein starkes Zeichen für Integration.



Aktionsplan beschlossen

Die rund 120 Teilnehmer des Gipfels hatten am Dienstag einen Aktionsplan für eine bessere Eingliederung der rund 16 Millionen Migranten in Deutschland beschlossen. Unter anderem soll ihr Anteil unter den Beschäftigten im öffentlichen Dienst erhöht werden. Der erste Integrationsgipfel fand 2006 statt.



Der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Deutschland, Ertan Toprak, zog im Namen der Migrantenverbände eine positive Bilanz der bisherigen Treffen. Nun "muss zusammenwachsen, was schon lange zusammenlebt". Dazu müssten die Herzen erreicht werden. Es gehe um den Aufbau eine "Verantwortungsgemeinschaft und einer Wir-Gemeinschaft".



"Klare Arbeitsaufträge"

Handwerkspräsident Otto Kentzler sprach nach dem Gipfel von einem "bemerkenswert offenen Gesprächsklima" und großen Fortschritten. Die muslimischen Partner hätten sich ausgesprochen konstruktiv und interessiert an deutscher Sprache und Kultur gezeigt. "Wir haben eine Menge erreicht in den letzten Jahren", sagte Kentzler der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). In den Ballungsgebieten hätten bereits bis zu 30 Prozent der Lehrlinge einen Migrationshintergrund.



Der Vize-Chef der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, sagte der Zeitung: "Es war gut, dass die Kanzlerin Integration zur Chefsache gemacht hat. Die Wirkung, die dies auf die Migranten hat, kann man nicht hoch genug einschätzen", sagte Alt. Der jetzt vorliegende Aktionsplan gehe weit über Appelle hinaus, er umfasse klare Arbeitsaufträge.