Weltsozialforum warnt vor Privatisierung der Natur

Eine andere Welt ist möglich

Aktivisten, Wissenschaftler und Politiker haben auf dem Weltsozialforum in Porto Alegre vor einer Privatisierung der Natur gewarnt. Dort gehe es um eine andere Perspektive als beim Weltwirtschaftsforum in Davos, betont Michael Frein vom Evangelischen Entwicklungsdienst im domradio.de-Interview: "Wirtschaftliches Wachstum stößt ans Ende, es können nicht alle Menschen leben so wie wir hier."

 (DR)

Der kanadische Gentech-Kritiker Pat Mooney sagte am Mittwoch (Ortszeit), die großen Wirtschaftskonzerne strebten die totale Kontrolle über die Artenvielfalt an. Doch die Entwicklung seit dem UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 habe gezeigt, dass weder der Kapitalismus noch neue Technologien eine Lösung für die Umweltkrise darstellten. Auf dem Nachfolgegipfel "Rio+20" im Juni müsse sich die Weltbürgerbewegung gegen eine weitere Privatisierung der Natur einsetzen.



Mit vor Ort: der Befreiungstheologe Boff

Der Befreiungstheologe Leonardo Boff betonte: "Mit einem Prozent des Spekulationskapitals von 600 Billionen US-Dollar an der Börsen könnten wir die Erde retten." Brasiliens frühere Umweltministerin Marina Silva sagte, die Welt befinde sich in einer Zivilisationskrise. Vor dem Rio+20-Gipfel müsse Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ihr Veto gegen das vom Parlament beschlossene Waldgesetz einlegen, forderte Silva. In der jetzigen Form garantiert das Gesetz vielen Waldzerstörern Straffreiheit. Rousseff wurde am Donnerstag auf dem Treffen der Globalisierungsgegner erwartet.



Weltweit würden immer noch 70 Prozent der Lebensmittel von Kleinbauern produziert, sagte Mooney. Ebenso befänden sich jeweils 70 Prozent des Wissens über Artenvielfalt und medizinische Heilmittel im Besitz indigener Völker. Die sozialen Bewegungen müssten noch enger zusammenarbeiten, um den Zugriff der Konzerne auf diese Ressourcen abzuwehren, betonte der Wissenschaftler.



Die in Porto Alegre versammelten Globalisierungskritiker bereiten einen "Gipfel der Völker" vor, der parallel zum Rio+20-Umweltgipfel in Rio de Janeiro stattfindet. Das Weltsozialforum versteht sich als offene Bewegung und bekennt sich in einer Charta zu Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie, Menschenrechten und Pluralismus. Feste Strukturen werden auf ein Minimum begrenzt.