Die Zukunft der Siegburger Abtei Michaelsberg ist gesichert

Ordensgemeinschaft, Exerzitienhaus und Akademie

Die Zukunft der Benediktiner-Abtei Michaelsberg in Siegburg ist entschieden. Künftig werden Priester der Gemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten der Provinz St. Pius X Manjummel (Indien) und das bislang in Bad Honnef ansässige Katholisch-Soziale-Institut das vorhandene Edith-Stein-Exertitienhaus ergänzen.

 (DR)

"Ich freue mich, dass der Michaelsberg damit wieder zu einem Leuchtturm des geistlichen Lebens wird", betonte Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp in einer Pressekonferenz in Siegburg. Der Benediktinerorden hatte Anfang November 2010 die Schließung der Abtei 946 Jahre nach ihrer Gründung angekündigt. Als Gründe nannte die aus 13 Ordensbrüdern bestehende Gemeinschaft finanzielle und personelle Sorgen. Im Juni 2011 hatten die Ordensbrüder mit einem Gottesdienst Abschied von ihrem Kloster genommen. Damals hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner die Auflösung des Konventes bedauert und zugleich die Hoffnung bekundet, dass die klösterliche Tradition auf dem Michaelsberg fortgesetzt werden könne. "Wir freuen uns, dass für den Michaelsberg eine gute und langfristige Lösung gefunden wurde, die dem Stellenwert dieses Klosters entspricht", erklärte Frater Linus von den Benediktinern, der mit der Auflösung des Klosters beauftragt wurde.



Diese Hoffnung wird nun Wirklichkeit: Die Karmeliten gehören zu einer der ältesten Ordens-familien der katholischen Kirche. Sechs aus Indien stammende Priester dieser Ordensgemeinschaft werden schon bald auf den Michaelsberg ziehen und hier die Tradition klösterlichen Lebens fortsetzen. Für sie wird das bisherige Jugendgästehaus saniert und für die Bedürfnisse einer Ordensgemeinschaft umgebaut.



Zudem zieht das Katholisch-Soziale-Institut KSI in Bad Honnef nach Siegburg. Es ist eines von vier großen Tagungshäusern des Erzbistums Köln. Die drei anderen sind das Maternus-Haus in Köln, das Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach und das Haus "Maria in der Aue" zwischen Burscheid und Kürten. Das KSI wurde 1947 von Josef Kardinal Frings als "Stätte der Erwachsenenweiterbildung auf Grundlage der katholischen Soziallehre" gegründet. Viele tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten in den vergangenen Jahren die Kurse der Akademie zu den Schwerpunkten Katholische Soziallehre, Arbeitnehmerbildung, Medienkompetenz, Zukunftsfragen und Frauenbildung.



Mit den drei Elementen Ordensgemeinschaft - Exerzitienhaus -Akademie ergebe sich auf dem Michaelsberg in Siegburg "ein idealer Dreiklang christlichen Lebens und geistlicher Ausstrahlung", so Generalvikar Schwaderlapp bei der Vorstellung des Konzeptes. Die Sanierung und der Umbau des Klosters werde hohe Investitionen erfordern. Nach einer ersten groben Schätzung des Erzbistums werde das Vorhaben mindestens 40 Millionen Euro kosten, so der Generalvikar weiter.



Die Abtei Michaelsberg wurde 1064 vom Kölner Erzbischof Anno II. gegründet, der in dem Kloster begraben liegt. Zwischenzeitlich mussten die Mönche während der Säkularisierung und der NS-Zeit das Klosterleben aufgeben. Die durch Bomben völlig zerstörte Abtei wurde nach Kriegsende wieder errichtet. Seit 1997 beherbergt ein Teil der Anlage das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln.



Die Unbeschuhten Karmeliten



Die Unbeschuhten Karmeliten (Ordenskürzel: OCD) unterhalten in Indien zwei Provinzen. Drei Angehörige der Provinz St. Pius X Manjummel arbeiten seit längerem an unterschiedlichen Stellen im Erzbistum Köln. Die Unbeschuhten Karmeliten sind der männliche Zweig der Reformbewegung des so genannten Teresianischen Karmels: Der Orden wurde von Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz im Jahr 1568 in Duruelo (Spanien) begründet; zum weiblichen Zweig der Unbeschuhten Karmeliten gehört auch das Karmelkloster "Maria vom Frieden" in Köln, in das 1933 die heilige Edith Stein (als Schwester Teresia Benedicta a cruce) eintrat. Es handelt sich also um einen sehr alten Ordenszweig (nicht zu verwechseln mit den CMI Karmeliten, die ebenfalls im Erzbistum Köln tätig sind).



Die Kommunitäten sind kontemplativ-apostolische Gemeinschaften. Teresa von Avila verstand ihre Brüder im Orden als Seelsorger und Verkünder des Glaubens. Ein Karmelit lebt in der Regel mit drei bis zehn Mitbrüdern zusammen und steht zugleich in Kontakt und geistlichem Austausch mit den Mitbrüdern in den anderen Konventen der Ordensprovinz. Der Tagesablauf in der Kommunität ist von den Zeiten des gemeinsamen und persönlichen Gebets und der Meditation geprägt. Alles, was direkt oder indirekt der Weitergabe des Glaubens dient, kann zu den Aufgaben eines Karmeliten gehören. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt im spirituellen Apostolat: geistliche Begleitung von Einzelnen und Gruppen, Exerzitienarbeit, Krankenhausseelsorge, Schriftenapostolat und Vortragstätigkeit sind "ordenstypische" Aufgabenfelder der Karmeliten. Gehört zu einem Kloster eine Pfarrgemeinde, werden die pastoralen Arbeiten so organisiert, dass sie mit den Zeiten des Gebets und des Gemeinschaftslebens in Einklang zu bringen sind.

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