Der Trierer Bischof Ackermann bei der rheinischen Landessyonde

Ein besonderer Ökumene-Moment

Es ist alles andere als ein selbstverständlicher Auftritt: Die Morgenandacht bei der in Bad Neuenahr tagenden Landessynode der rheinischen Kirche hat am Freitag einen ganz besonderen ökumenischen Charakter. Es ist eine Premiere.

Autor/in:
Andreas Otto
Bischof Ackermann und Präses Schneider begegnen sich nicht zum ersten Mal (KNA)
Bischof Ackermann und Präses Schneider begegnen sich nicht zum ersten Mal / ( KNA )

Der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann spricht zu den Synodalen - für ihn "ein großer Vertrauensbeweis und eine Ehre", wie er gleich zu Anfang betont. Die Begegnung ist Teil eines neuen ökumenischen Schwungs, der sich zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Trierer Bistum in jüngerer Zeit entwickelt. Trotz einer protestantischen Ablehnung der Reliquienverehrung wollen die evangelischen Christen an der Heilig-Rock-Wallfahrt des Bistums teilnehmen, die vom 13.

April bis 13. Mai stattfindet. Der seit dem 12. Jahrhundert im Trierer Dom aufbewahrte Heilige Rock gilt gemäß alter Überlieferung als Leibrock Jesu. Gezeigt wird er nur bei Heilig-Rock-Wallfahrten, in diesem Frühjahr erst zum 20. Mal.



Wie sehr gerade die Protestanten über ihren konfessionellen Schatten springen müssen, weiß auch Bischof Ackermann. Vor den Synodalen bekundet er Respekt vor den kritischen Stimmen. Zugleich lädt er ein, die Pilgerwege nach und in Trier gemeinsam zu gehen und dabei ökumenische "Entdeckungsreisen auf Gegenseitigkeit" zu machen. Zwar handele es sich bei der Wallfahrt um eine katholische Veranstaltung, aber es gehe um den "Glauben an den gemeinsamen Christus". In diesem Sinne symbolisiere das ungeteilte Gewand in besonderer Weise die Einheit der Christen.



Abschied mit kräftigem Applaus

Ackermann versucht, die Synodalen mit werbenden Worten für die Initiative zu gewinnen. Und verweist darauf, dass beide Kirchen doch mit sehr ähnlichen Problemen beschäftigt seien: etwa schrumpfende personelle und finanzielle Ressourcen, die Beantwortung schwieriger medizin-ethischer Fragen oder die Gewinnung von Jugendlichen für den Glauben. In der Wallfahrt sieht er nicht zuletzt ein Signal an jene Menschen, die mit Glauben und Kirche wenig anfangen können.



Der Bischof versucht zu überzeugen. Das Motto der Wallfahrt "und führe zusammen, was getrennt ist" sei kein Schlachtruf, sondern ein Bitte an Jesus, "wo wir an unsere Grenzen stoßen". Die Art kommt an bei den Synodalen. Sie verabschieden Ackermann mit kräftigem Applaus.



Landessynode endet

Überschattet von einem Finanzskandal ist am Freitag die Landessynode beendet worden. Die Vorgänge rund um das kirchliche Unternehmen Beihilfe- und Bezugszentrum (bbz) im pfälzischen Bad Dürkheim müssten restlos aufgeklärt werden, sagte Präses Nikolaus Schneider zum Abschluss des Treffens der 219 Delegierten der Landeskirche. Eine Untersuchungskommission werde eingerichtet. Neun Mitarbeiter des bbz stehen im Verdacht, insgesamt acht Millionen Euro veruntreut zu haben. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dennoch dürfe keine Vorverurteilungen getroffen werden, betonte der Präses. Die Landeskirche musste wegen ausstehender Lohnzahlungen mit 20 Millionen Euro einspringen.



Evangelen sollen an Wallfahrt teilnehmen

Ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen Synode war nach Angaben von Schneider das Thema Ökumene. Die evangelische Kirche im Rheinland hatte während der Synode ihre Gläubigen aufgefordert, in diesem Jahr an der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier teilzunehmen. Bislang sei die Verehrung der Reliquie aus der evangelischen Tradition heraus abgelehnt worden, erklärte der Präses. Er sei aber heute eine Chance, Jesus Christus, als "einen gemeinsamen Mittelpunkt der Kirchen" zu feiern.



Bei der Synode trafen die Delegierten ein Vielzahl an Beschlüssen: So müsse es bei Sterbenden ein Recht auf einen Abschluss der medizinischen Behandlung geben. Zudem wurde ein Abschschiebestopp für Roma und andere Minderheiten aus dem Kosovo gefordert.



Synodalen wollen soziale Projekte unterstützen

Zudem veröffentlichte die Landessynode zum Abschluss ihrer sechstägigen Beratungen die Ergebnisse ihrer Spendensammlungen. Demnach kamen bei der traditionellen Sammlung der Tagegelder der Synodenmitglieder 3.800 Euro zusammen, die von einer unbekannten Person auf 7.600 Euro verdoppelt wurden. Mit dem Geld soll ein Ausbildungszentrum für Lehrer auf Haiti unterstützt werden.



Die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes in Höhe von rund 2.200 Euro geht an eine Partnerkirche der rheinischen Kirche im US-Bundesstaat Wisconsin, die sich in der Gefangenenfürsorge engagiert. Das Geld soll unter anderem dazu verwendet werden, Gottesdienste für Häftlinge zu organisieren und ein Täter-Opfer-Ausgleichsprojekt zu realisieren.



Mit 2,8 Millionen Mitgliedern ist die Evangelische Kirche im Rheinland die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland. Sie umfasst weite Teile von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sowie eine kleine Enklave in Hessen. In Bad Neuenahr kommen die Synodalen alljährlich im Januar zu ihrem Treffen zusammen, in diesem Jahr zum 63. Mal.