Verteidigungsminister de Mazière würdigt Militärseelsorge

"Wichtig, wie eh und je"

Bundesverteidigungsminister Thomas de Mazière spricht sich gegen Kürzungen in der Militärseelsorge aus. Gerade im Auslandseinsatz sorgten sich die Militärgeistlichen "um viele Soldaten, die gar keine Christen sind, als Seelsorger in schwierigen Lebenssituationen", sagte de Mazière kurz nach einem internationalen Soldatengottesdienst im domradio.de-Interview. Zu der Feier waren rund 1500 deutsche und ausländische Soldaten in den Kölner Dom gekommen.

Thomas de Maizière übernahm im Soldatengottesdienst die Lesung / © Boecker
Thomas de Maizière übernahm im Soldatengottesdienst die Lesung / © Boecker

domradio.de: Herr de Maizière, Sie haben zum ersten Mal als Verteidigungsminister am internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom mit vielen Soldaten teilgenommen. Wie haben Sie die Feier erlebt?

Verteidigungsminister Thomas de Mazière (CDU): Das war eine doppelte Premiere. Ich kenne natürlich den Kölner Dom, aber das war überhaupt die erste Messe, der erste Gottesdienst im Kölner Dom und dann bei diesem Anlass, die schöne alte Tradition, jedes Jahr diesen Gottesdienst, das hat mich sehr bewegt.



domradio.de: Sie haben einmal gesagt, dass Sie Aufgaben besonders reizen, wenn sie nicht nur Routine sind. Heute haben Sie eine Lesung aus dem Philipperbrief vorgetragen und es ging dann noch um den Frieden Gottes.

De Mazière: Mal ganz praktisch gesprochen, auch die Akustik ist schwierig. Das konnten wir ja nicht proben. Ich jedenfalls nicht, deswegen habe ich mich bemüht, langsam vorzutragen, aber der Sache nach. Der Friede Gottes, der ja höher ist als alle Vernunft, das ist für Soldaten und für mich tröstlich und Ansporn.



domradio.de: Wir feiern Weihnachten den Friedensfürst Christus, der damals in Welt kam, die auch nicht friedlos war und aber als wehrloses Kind geboren wurde. Wie passt das für Sie zusammen, wenn man den Frieden militärisch absichern muss?

De Mazière: Wir diskutieren ja über den Zusammenhang zwischen Friedensethik und Verteidigungspolitik schon seit vielen Jahrzehnten, die Kirche auch. Die großen Streitigkeiten über den ius ad bellum, gibt es einen gerechten Krieg, die haben in der Kirche stattgefunden. Es gab Vorwürfe an die Kirche, die Schwerter zu segnen und es gibt das Bild der Schwerter zu Pflugscharen. Das ist ein altes Thema: Krieg und Frieden, Liebe und Hass, Tod und Auferstehung. Das sind die großen alten menschlichen Themen. Für uns heute als Soldaten in der Demokratie, als Soldaten für Frieden und Freiheit, hat sich vieles entspannt. Prävention ist natürlich in der Krise das wichtigste, aber es gibt Situationen, da ist Friedenserzwingung oder Friedenserhaltung mit internationalem Mandat wichtig und sinnvoll. Das kann auch den Einsatz von Gewalt bedeuten. Als Protestant sage ich mit Luther: Schuldig wird man dann auch, aber manchmal durch Nichteingreifen auch.



domradio.de: Es hat viele Veränderungen gegeben durch die Strukturreform, welche Veränderung kommt in dem Zusammenhang vielleicht auf die Militärseelsorge zu? Bleibt sie so wichtig, wie eh und je für Sie?

De Mazière: Ja, die Militärseelsorge ist von Anfang an für die Soldaten wichtig gewesen, für die Bundeswehr, auch für die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft. Die Militärgeistlichen bestreiten im Wesentlichen den lebenskundlichen Unterricht. Das ist einen großer Dank wert. Die Rolle der Militärseelsorge ist wichtiger geworden, weil wir mehr im Einsatz sind, dort kümmern sich Militärgeistliche auch um viele Soldaten, die gar keine Christen sind, einfach als Seelsorger in schwierigen Lebenssituationen. Die Zahl der Militärseelsorger kann, wenn es nach uns geht, gleich bleiben, auch wenn die Zahl der Soldaten sinkt, das muss aber auch in den Kirchen entschieden werden, darüber gibt es Diskussionen. Nein, wichtiger würde ich nicht sagen, unwichtig aber auch nicht, wichtig, wie eh und je.



domradio.de: Was ist für Sie im Glauben wichtig, was trägt Sie in Ihrem Glauben ganz persönlich?

De Mazière: Das ist nicht so sehr geeignet, um zum Gegenstand öffentlicher Interviews gemacht zu werden, aber ich versuche, und es gelingt oft, daraus auch Kraft für das tägliche Leben zu gewinnen. Und die Endlichkeit dessen, was wir tun, ist auch ein bisschen tröstlich im Erfolg und im Scheitern.

  

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen (domradio.de)