Prälat Hülskamp verteidigt Gottesbezug in NRW-Verfassung

Werteverzicht der Linken

Die Linken werden mit ihrer Forderung nach einem Streichen des Gottesbezugs in der NRW-Verfassung keinen Erfolg haben, meint Prälat Martin Hülskamp im domradio.de-Interview. Die Fraktion die Linke wolle damit kurz vor Weihnachten bewusst einen "antireligiösen Akzent" setzen, so der Leiter des katholischen Büros in NRW. Abgeordnete von SPD, Grünen, CDU und FDP sprachen sich am Donnerstag im Landesparlament geschlossen gegen eine entsprechende Verfassungsänderung aus.

 (DR)

domradio.de:  "Ehrfurcht vor Gott" soll nach Plänen der Linken aus der Landesverfassung gestrichen werden. Wie bewerten Sie dieses Vorhaben?

Prälat Martin Hülskamp: Es ist ein sehr beklagenswertes Vorhaben. Es ist ein völlig geschichtsloses Vorhaben, denn die Väter und Mütter des Grundgesetzes und auch unserer Landesverfassung haben sehr wohl gewusst, warum sie in die Verfassung den Gottesbezug zu Anfang und hier bei der Formulierung der Erziehungsziele ebenfalls eingefügt haben. Dieser Vorschlag kommt auch zur Unzeit, denn wir diskutieren ja gerade in der Gesellschaft die Strömungen, was den Nationalsozialismus, was die rechte Szene betrifft. Wir diskutieren die Frage nach Werthaltigkeit von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Gerade in einer solchen Situation den Gottesbezug und die Zielrichtung Ehrfurcht vor Gott auch in der Erziehung als Ziel zu haben, ist völlig absurd und wird, wie ich das wahrnehme, von allen verantwortungsvollen demokratischen Parteien und Fraktionen im Landtag auch abgelehnt. Ich kann darin nur den Versuch erkennen, jetzt kurz vor Weihnachten noch einen bewussten antikirchlichen und antireligiösen Akzent zu setzen.



domradio.de: Linken-Abgeordnete Böth argumentiert, dass wenn die Landesregierung die Integration von Migranten als bedeutendes Ziel ausgibt, dann müsse auch dem multikulturellen Anspruch ein multireligiöser Anspruch folgen. Was sagen Sie dazu? Wie passt dieser Satz mit der Integration von Migranten zusammen?

Prälat Hülskamp: Da sage ich zweierlei zu: Erstens meint dieser Bezug "Ehrfurcht vor Gott" ja keine konfessionelle Ausrichtung der Erziehung, sondern es ist eine allgemeine, wenn auch auf den personalen Gott hin bezogene Aussage und insofern grenzt es nicht aus, sondern eröffnet allen Menschen sich hier entsprechend auszurichten. Zum Zweiten, das müsste die Abgeordnete Böth auch wissen, ist ein Großteil der Migranten, von denen hier gesprochen wird und die in der Tat in unsere Gesellschaft integriert werden müssen, ausgesprochen religiös. Wenn ich etwa an die Muslime denke, für die jetzt gerade konfessionell gebundener, bekenntnisorientierter Religionsunterricht eingeführt werden soll. Und das Bizarre an dieser Initiative besteht darin, dass wir ausgerechnet am Dienstag im Landtag den sogenannten Raum der Stille, also einen Andachtsraum eingeweiht haben, dessen Entstehung von allen Fraktionen mitgetragen wurde, natürlich mit unterschiedlichem Engagement, und wo auch Abgeordnete der Linkspartei bei der Eröffnung dabei waren. Wie ich das alles zusammenbekommen soll, - das ist ein Geheimnis, das sich mir nicht erschließt.