Die Stadt Siegen entscheidet sich gegen den verkaufsoffenen Sonntag

Endlich Ruhe

Dürfen sonntags Geschäfte öffnen? Die Frage beschäftigt Deutschland schon lange. Der Rat der Stadt Siegen hat nun entschieden: 2012 bleiben die Läden zu. Der katholische Dechant Werner Wegener zeigt sich im domradio.de-Interview überrascht und erfreut.

 (DR)

domradio.de: Sind Sie überrascht, dass die Stadtverordneten sich gegen verkaufsoffene Sonntage entschieden haben?

Wegener: Ja, die Entscheidung war wirklich überraschend für mich.



domradio.de: Wie kam das denn? Ist Siegen so eine "katholische" Stadt?

Wegener: Wir setzen uns schon länger für den Erhalt des Sonntags ein. Vor einigen Jahren ist die sogenannte Allianz für den freien Sonntag ins Leben gerufen worden. In dieser Allianz sind Mitglieder der Gewerkschaften und Vertreter unserer beiden Kirchen. Und durch verschiedene Aktionen hat sich die Allianz immer wieder für den freien Sonntag eingesetzt. Zum Beispiel durch die Mitgestaltung von Gottesdiensten in Kirchengemeinden, durch Aktionen in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Fußgängerzone der Stadt Siegen.



domradio.de: Es handelt sich ja nur um ein paar wenige Sonntage, an denen die Läden geöffnet haben sollen. Und der Einzelhandel sagt immer wieder, dass diese Sonntage sehr gewinnbringend seien. Bestraft das Stadtparlament mit dieser Entscheidung nicht den Einzelhandel?

Wegener: Von Bestrafen würde ich nicht sprechen. Es ist zwar im Moment eine heftige Diskussion ausgebrochen, auch noch mal seitens des Einzelhandels, der sich natürlich vehement gegen diese Abstimmung wendet. Dass der Einzelhandel jetzt untergehen wird, weil die Geschäfte sonntags nicht geöffnet sind - das kann ich nicht so nachvollziehen. Es gibt zum Beispiel in einem Stadtteil, wo auch regelmäßig verkaufsoffener Sonntag ist, einen Einzelhändler, der bewusst sein Geschäft nicht öffnet, weil er damit auch ein Zeichen setzen will. Und anderseits auch sagt, dass ein solcher verkaufsoffener Sonntag für ihn zu teuer ist. Die Leute kommen zwar in die Geschäfte, schauen, aber es ist nur ganz wenig Umsatz da, so dass er noch nicht mal damit die Personalkosten decken kann. Der Einzelhandel wird nicht untergehen, wenn nächstes Jahr die Geschäfte nicht geöffnet sind.



domradio.de: Glauben Sie, dass die "Siegener Entscheidung" ein Signal für andere Städte sein kann?

Wegener: Wie die anderen Kommunen entscheiden, weiß ich nicht. In der Nachbarkommune ist in der vergangenen Woche die Entscheidung für die verkaufsoffenen Sonntage gefallen. Es ist ein Zeichen, das gesetzt worden ist, zum Schutz des Sonntags. Ein ganz wichtiges Zeichen.



domradio.de: Warum?

Wegener: Der Sonntag gibt unserem Wochenablauf einen Rhythmus. Oder vom christlichen Standort: In der Schöpfungsgeschichte heißt es, Gott ruht, nachdem er die Welt geschaffen hat. Und auch wir brauchen diesen Tag, um innerlich zur Ruhe zu kommen, damit wir nicht nur Werktage haben.



Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.