Weihbischof kritisiert britische Kampagne für "Pille danach"

Exzessives Fest

Für die Gratis-"Pille danach" gibt es in England inzwischen Lieferschwierigkeiten. Eine britische Schwangeren-Beratungsstelle gibt die Pille nach einem kurzen Beratungsgespräch prophylaktisch aus, falls die Weihnachtsparty zu exzessiv wird und es zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt. "Das ist eine wirkliche Schnapsidee", meint Weihbischof Anton Losinger, Mitglied der Bioethik-Kommission der Bischofskonferenz, im domradio.de-Interview

 (DR)

domradio.de: Was denken Sie, wenn Sie von der britischen Kampagne hören?

Weihbischof Losinger: Das ist eine wirkliche Schnapsidee. Zum einen weil dort, wo es um Sexualität geht, immer das Verletzlichste im Menschen berührt ist. Zum anderen überall dort, wo Kinder auf die Welt kommen, geht es um die Menschenwürde und um das Lebensrecht. Wo die sogenannte "Pille danach" verteilt wird, bedeutet das immer, dass eine befruchtete Eizelle vernichtet wird und damit das Lebensrecht eines menschlichen Embryos bedroht wird.



domradio.de: Die Schwangeren-Beratungsstellen, die diese Aktion in England durchführen, sagen, man soll anrufen, es gibt ein viertelstündiges Beratungsgespräch und dann wird zum einen die "Pille danach" als auch Kondome verschickt. Sie sagen, es ist uns noch lieber, wenn die Kondome zum Einsatz kommen als die "Pille danach". Ist es immer noch eine Schnapsidee?

Weihbischof Losinger: Ich sage, am besten wäre es, man würde vorher nachdenken anstatt nachher in eine solche Situation zu kommen. Überall dort, wo es um Kinder, um Menschen, um Liebe geht, da ist es immer schlecht in einer Alkohollaune eine Situation zu erzeugen, von der man dann mit solchen Maßnahmen meint herauszukommen.



domradio.de: Die Intention der britischen Schwangeren-Beratungsstellen dürfte sein, dass spätere Abtreibungen verhindert werden. Ist aus kirchlicher Sicht eine Abtreibung eigentlich das gleiche wie die Einnahme dieser "Pille danach"?

Weihbischof Losinger: Die verwendeten Abtreibungsmethoden, die in der "Pille danach" zur Geltung kommen, haben zum Teil abtreibende Wirkungen und damit natürlich die Tötung eines menschlichen Embryos zur Folge. Insofern würde ich nach wie vor dazu raten, vorher zu überlegen. Sich genau auch an solchen Weihnachtsfeiern, bei denen möglicherweise der Alkohol fließt, darüber klar zu werden, was bedeutet menschliche Beziehung, was bedeutet Sexualität und was ist die Folge von dem, was ich tue.



domradio.de: Die christlichen Kirchen, der Islam und das Judentum lehnen die Pille danach ab und die Ablehnung in der katholischen Kirche wird unter anderem mit dem sogenannten Naturrecht. Was ist das?

Weihbischof Losinger: Die naturrechtliche Begründung dafür, dass eine solche Pille abgelehnt wird, hat damit zu tun, dass es hier um die Frage des Lebensrechtes geht. Überall dort, wo menschliches Leben bedroht wird, hat das nicht nur etwas mit dem Grundgesetz zu tun, sondern mit elementaren Grundrechten des Menschen und das ist ein Kontext, der in das Naturrecht gehört.



domradio.de: Schmerzt es sie besonders, dass es gerade am Fest Christi Geburt zu solchen exzessiven Feiern kommt?

Weihbischof Losinger: Mir wäre es am liebsten, wenn tatsächlich an Weihnachten eine Zeit, eine Stunde in der gehetzten Situation mancher Leute da wäre, wo man sich wirklich mit Jesus beschäftigen kann und über seine Geburt in Bethlehem nachdenken könnte. Ich würde mir sehr wünschen, wenn man nun sagt, bei einer solchen Alkoholparty wäre die Folge schon schlimm genug, wenn man einem den Führerschein nimmt oder der Kotflügel des Autos verbeult würde. Für noch dramatischer hielte ich es, wenn die Abtreibung eines Kindes die Folge wäre.



Das Interview führte Uta Vorbrodt (domradio.de)