Entwicklungsdienst fordert deutsche Führungsrolle bei Klimagipfel

Halbzeit in Durban

Halbzeit in Durban – und bislang liefen die Verhandlungen bei dem Weltklimagipfel zäh, sagt Richard Brand, der vor Ort ist. Im domradio.de-Interview erklärt der Klimaexperte des Evangelischen Entwicklungsdienstes, warum er noch mehr Einsatz von Deutschland erwartet.

 (DR)

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), der Anfang kommender Woche nach Durban reist, müsse Signale setzen, so Brand. "Er sollte die Erwartungen an den Gipfel hoch halten und klar sagen, dass hier ambitionierte Lösungen erzielt werden müssen", unterstrich Brand. "Offensiv" solle der Minister sich für einen Fahrplan zu einem neuen umfassenden Klimaabkommen einsetzen.



Darüber hinaus solle Röttgen am Beispiel Deutschlands deutlich machen, wie eine Energiewende gestaltet werden kann, fügte Brand hinzu. "Die Entwicklung in Deutschland wird international mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt, auch von Schwellenländern", erläuterte der Klima-Experte.



Wieder einmal blockieren die USA

Beim Gipfel beraten Delegierte aus rund 190 Staaten über eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll, dessen Verpflichtungen 2012 auslaufen. Ob es gelingt, ein neues Abkommen mit Pflichten für alle großen Klimasünder auf den Weg zu bringen, ist ungewiss. Die USA und China - die beiden größten CO2-Emittenten - lehnen bindende Klimaziele bislang ab.



Verhandelt wird auch über den Aufbau eines globalen Klimafonds. Ab 2020 sollen jährlich 100 Millionen Dollar an Klima-Hilfen für Entwicklungsländer zur Verfügung stehen. Brand erwartet von Röttgen eine Zusage, dass Deutschland in den Fonds einzahlt. "Es ist wichtig, dass in Durban die Grundlagen für die langfristigen Hilfen an arme Staaten gelegt werden", betonte er.



Nach den Worten Brands sind die Verhandlungen über den Fonds zuletzt ins Stocken geraten. Vor allem die USA und Saudi-Arabien lehnten die bisher vorgeschlagene Struktur des "Green Climate Fund" ab. Washington störe sich unter anderem daran, dass die jährlichen UN-Klimakonferenzen erheblichen Einfluss auf die Steuerung des Fonds erhalten sollen. Stattdessen wollten die USA durchsetzen, dass die Entscheidungs-Kompetenzen eindeutig bei den Führungsgremien des Fonds liegen.