Piusbrüder verlangen Nachbesserungen von Rom

Keine Einigung in Sicht

Seit mehr als zwei Monaten sind die Gespräche zwischen Vatikan und Piusbruderschaft offiziell beendet. Nun haben sich die Traditionalisten zum ersten Mal offiziell zu den römischen Vorschlägen geäußert – und Nachbesserungen verlangt.

 (DR)

Die "lehrmäßige Präambel", die Rom vorgelegt habe, könne nicht die Zustimmung der Piusbruderschaft erhalten, sagte der Generalobere der traditionalistischen Piusbruderschaft, Bernard Fellay, in einer am Montagabend vom Traditionalisten-Informationsdienst DICI im Internet veröffentlichten Erklärung. Die Präambel sehe vor, dass über bestimmte Fragen des Zweiten Vatikanischen Konzils eine legitime Diskussion stattfinden könne. Jetzt gelte es auszuloten, wie groß der Spielraum dafür sei.



Fellays Äußerungen sind die erste offizielle Reaktion auf die "lehrmäßige Erklärung", die der Vatikan nach dem Abschluss offizieller Gespräche mit den Traditionalisten Mitte September der Piusbruderschaft zur Unterzeichnung vorgelegt hatte. Anfang November hatte es Gerüchte gegeben, die Piusbruderschaft wolle die Erklärung ablehnen. Das Generalhaus der Bruderschaft hob daraufhin hervor, nur die Leitung sei berechtigt, "ein offizielles Kommunique oder einen autorisierten Kommentar bezüglich dieser Thematik zu veröffentlichen".



Piusbrüder rechnen mit Widerstand von Bischöfen

Der Generalobere kündigte jetzt an, "in diesen Tagen" dazu die Position der Piusbruderschaft an den Vatikan zu übermitteln und Klarstellungen in einigen Fragen zu verlangen. Die Vatikan-Antwort darauf werde es ermöglichen abzuwägen, welche Möglichkeiten der Bruderschaft blieben. Der Generalobere unterstrich, ohne eine Einigung über Lehrfragen könne es keine Diskussion über den künftigen kirchenrechtlichen Status der Piusbruderschaft geben. Er hob hervor, seine Bruderschaft sei nicht die einzige Stimme, die lehramtliche Probleme mit dem Konzil habe.



Fellay erklärte, angesichts des Priestermangels in der katholischen Kirche sei die Hinwendung zur katholischen Tradition nicht nur eine Option, sondern die notwendige Lösung. Sollte es zu einer kirchenrechtlichen Einigung mit dem Vatikan kommen, sei Widerstand von Bischöfen zu erwarten. Es sei dann Sache des Papstes, dafür zu sorgen, dass die Einigung auch tatsächlich wirksam werde.



Zwischen Oktober 2009 und April 2011 hatten Experten der seit Juni 1988 von Rom getrennten Traditionalisten und der Vatikankommission "Ecclesia Dei" über Möglichkeiten einer Einigung beraten. Streitpunkte sind unter anderem das Zweite Vatikanische Konzil mit seinen Aussagen zu Ökumene, Religionsfreiheit und interreligiösem Dialog sowie die vom Konzil eingeleitete Liturgiereform.