Piusbruderschaft schickt Schreiben zum Einigungspapier in Vatikan

Die erbetene Antwort

Neues Kapitel in den Einigungsbemühungen zwischen Vatikan und Piusbruderschaft: Die Traditionalisten haben auf die "Lehrmäßige Erklärung" aus Rom geantwortet. Bereits vor zwei Monaten verlangten sie öffentlich Nachbesserungen.

 (DR)

Ende November erklärte der Generalobere der traditionalistischen Piusbruderschaft, Bernard Fellay, die "lehrmäßige Präambel", die Rom vorgelegt habe, könne nicht die Zustimmung der Piusbruderschaft erhalten. Die Präambel sehe vor, dass über bestimmte Fragen des Zweiten Vatikanischen Konzils eine legitime Diskussion stattfinden könne. Jetzt gelte es auszuloten, wie groß der Spielraum dafür sei.



Im domradio.de-Interview sagte daraufhin der Bonner Dogmatik-Professor Karl-Heinz Menke zu einer Integration der Traditionalisten: "Ich bin überzeugt, dass es nicht geht."



Vor Weihnachten ging danach eine erste offizielle Reaktion der Traditionalisten in Rom ein: Sie soll jedoch nicht die erbetene Antwort, sondern nur einige grundsätzliche Dokumente beinhaltet haben.



Schreiben an Rom

Die neue inzwischen vom Vatikan bestätigte Antwort der Piusbruderschaft auf die "Lehrmäßige Erklärung" sei bei der Glaubenskongregation eingetroffen, erfuhr die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag aus Kurienkreisen. Über den Inhalt wurde bislang nichts bekannt. Die Glaubenskongregation solle den Text bei ihrer Vollversammlung Ende Januar erörtern, hieß es.



Der Vatikan hatte den Piusbrüdern Mitte September zum Abschluss einer sich über eineinhalb Jahre erstreckenden Dialogrunde eine "lehrmäßige Präambel" zur Unterzeichnung übergeben. Dieser bislang nicht veröffentlichte Text enthält inhaltliche Grundlagen und Bedingungen zur möglichen Überwindung der theologischen Differenzen zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten, die seit 1988 von Rom getrennt sind.



Vatikan will keine weitere Diskussion

Zwischen Oktober 2009 und April 2011 hatten jeweils vier Experten der Vatikan-Kommission "Ecclesia Dei" und der Piusbrüder bei acht Sitzungen bestehende Lehrdifferenzen ausgelotet und Möglichkeiten einer Einigung erörtert. Im Mittelpunkt standen unterschiedliche Positionen über das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und seine Aussagen zur Ökumene, zur Religionsfreiheit und zum interreligiösen Dialog. Die bei der Begegnung am 14. September von Kardinal William Levada an den Oberen der Piusbrüder, Bernard Fellay, übergebene Präambel beinhalte "einige Prinzipien und Interpretationskriterien der katholischen Lehre, die notwendig seien, um die Treue zum Lehramt der Kirche zu garantieren", hieß es damals aus dem Vatikan.



Über den Wortlaut der Präambel hatten beide Seiten Stillschweigen vereinbart, um noch eventuelle Modifizierungen einbringen zu können, hieß es. Der Vatikan hatte klargestellt, dass er abgesehen von einzelnen Formulierungen keine grundlegenden Änderungen des Textes und auch keine weitere Diskussion im Rahmen dieses Einigungsversuches akzeptieren wolle.