Kardinal Marx warnt vor Missverständnissen bei Trennung vom Weltbildverlag

Kein Rückzug aus der Medienwelt

Vor falschen Folgerungen aus der beschlossenen Trennung der katholischen Kirche von der Verlagsgruppe Weltbild hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx gewarnt. Es sei dies "kein Signal, dass wir uns aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollen", betonte Marx am Mittwoch in München. Die Kirche werde keine Zukunft haben, wenn sie nicht immer wieder neu Kommunikation in Gang setze. Die Deutsche Bischofskonferenz will nun eine medienethische Arbeitsgruppe einrichten.

 (DR)

Kardinal Marx äußerte sich bei der Verabschiedung des langjährigen Direktors des Sankt Michaelsbundes, Erich Jooß (65). Es wäre "kurzsichtig, nur auf elektronische Medien zu setzen" und das Buch zu vernachlässigen, so Marx. Bücher seien zentral für die kirchliche Bildungsarbeit und den Erwerb der Lesefähigkeit. Jooß äußerte sich in seiner Abschiedsrede besorgt über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. In ihr sei die Versuchung derzeit sehr groß, "im eigenen Saft zu schmoren". Um ihre gesellschaftliche Kraft zu erhalten, müsse sie vor allem mit Künstlern und Literaten im Gespräch bleiben. Er habe von Priestern gelernt, dass katholisch sein auch bedeute, umfassend, geistig weit und einladend zu sein, ohne dabei die eigene Herkunft zu vergessen.



Medienethische Arbeitsgruppe

Zur Diskussion um Weltbild sagte Jooß, er verstehe den Ärger. Zugleich gab er zu bedenken, dass es sich bei dem Unternehmen um einen "Massenversender" handle, bei dem die bestellten Bücher nicht mehr angefasst würden. Ärgerlich sei in der Debatte "die unbefragte Gleichsetzung von Erotik mit Pornografie". Hier müsse die Kirche auf Differenzierung achten.



Als erste Reaktion auf die Debatte um Weltbild will die Deutsche Bischofskonferenz eine medienethische Arbeitsgruppe einrichten. Das Gremium soll sich aus Journalisten, Wissenschaftlern und Medienrechtlern zusammensetzen und die Publizistische Kommission der Bischofskonferenz unterstützen, so der Vorsitzende der Kommission, der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. Er äußerte sich in einem Gespräch mit der Verbandszeitschrift "AKSB-Inform". Weiter plant die Bischofskonferenz demnach eine Fachtagung zu medienethischen Fragen.



Weltbild-Geschäftsführung rechnet mit Verkauf erst 2013

Der Verkauf des Weltbild-Verlags wird nach Einschätzung des Vorsitzenden der Weltbild-Geschäftsführung, Carel Halff, voraussichtlich erst 2013 erfolgen. "Fachleute rechnen bei Unternehmen dieser Größe mit einer Prozessdauer nicht unter 18 bis 24 Monaten", sagte Halff, der "Augsburger Allgemeinen". "Bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro im Jahr geht ein Verkauf nicht so schnell."



Halff betonte, dass die 6.400 Mitarbeiter keinen Grund hätten, Angst um ihre Arbeitsplätze zu haben. Angaben über mögliche Investoren oder Käufer machte er nicht. Die katholische Kirche hatte sich für einen Verkauf des Verlages entschieden. Die Verlagsgruppe steht innerhalb der Kirche in der Kritik, weil sie auch erotische und esoterische Literatur vertreibt. Halff sagte, er könne den Verkaufsbeschluss der Kirche nachvollziehen. Das Buchgeschäft, wie es heute betrieben werde, lasse sich nicht komplett mit deren Grundhaltung in Übereinstimmung bringen. Die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) hatte sich am Montag in Würzburg mit der Weltbild GmbH befasst. Der VDD hält 24,2 Prozent der Anteile an der Verlagsgruppe. Die Verlagsgruppe Weltbild ging aus dem 1948 gegründeten katholischen Zeitschriftenverlag Winfried-Werk GmbH hervor.