Ägyptischer Bischof zu den erneuten Protesten

"Schrei nach Gerechtigkeit"

Der koptisch-katholische Bischof von Gizeh, Antonios Aziz Mina, hat das harte Vorgehen des ägyptischen Militärs gegen die jüngsten Demonstrationen in Kairo scharf verurteilt. Die Armee habe "unschuldige Menschen erschossen" und auf friedliche Proteste mit Gewalt geantwortet, sagte er am Mittwoch anlässlich eines Besuchs bei dem internationalen katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" in München.

 (DR)

Christen und Muslime stünden vereint auf dem Tahrir-Platz und verteidigten ihre Menschenrechte, erklärte Mina. Diese Kundgebungen seien für sie die einzige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.

Die Sicherheitskräfte hätten kein Recht, friedliche Menschen zu erschießen. Deshalb erwarte er von den zuständigen Behörden eine Erklärung für ihr Handeln.



Der Bischof nannte die Demonstrationen einen "Schrei nach Gerechtigkeit". Die jungen Leute, die die Revolution begonnen hätten, hätten kein Vertrauen mehr in die Obrigkeit. Anfänglich seien sie voller Hoffnung gewesen, "aber das ist vorbei", so Mina.



Kauder: Ägypten muss Religionsfreiheit gewährleisten

Die Union will sich intensiv für Religionsfreiheit in Ägypten einsetzen. "Wir werden auch der neuen Übergangsregierung klipp und klar sagen: Die Zusammenarbeit mit uns verlangt auch, dass Menschenrechte eingehalten werden und die Religionsfreiheit gegeben ist", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Besorgt zeigte sich der CDU-Politiker vor allem über die Lage der koptisch-orthodoxen Kirche. "Die Kopten müssen sich berechtigt Sorgen darum machen, dass der arabische Frühling zu einer Eiszeit für die Christen wird", so Kauder. In Ägypten sei jetzt schon klar, dass das öffentliche Leben in Zukunft auch nach den Gesetzen der Scharia bestimmt werde. Volker äußerte sich am Dienstagabend in der Evangelischen Akademie Berlin.



Ersten Schätzungen zufolge sollen in Kairo bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten am Wochenende mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen sein. Hunderte seien verletzt worden. Die Demonstranten fordern die Machtübergabe des herrschenden Militärrats an eine zivile Regierung. Am Montag sollen in Ägypten die Parlamentswahlen beginnen.