In Düsseldorf entsteht mit dem PSZ der erste Trauerort für Flüchtlinge

Internationales Abschied nehmen

Auf der runden Steinbank sitzt eine junge Frau. Sie trägt ein Kopftuch. Weint sie? Sie scheint ein Gebet zu sprechen. In der Hand hält sie ein wenig Erde, die sie in eine zu der Bank gehörenden Schale legt. So oder so ähnlich könnte ein Trauerritual aussehen - am bundesweit ersten Trauerort für Flüchtlinge.

Autor/in:
Larissa Hinz
 (DR)

Am Sonntag (20.11.2011) eröffnet das Psychosoziale Zentrum (PSZ) diesen Platz in Düsseldorf.  Flüchtlinge müssen sich laut PSZ häufiger als andere Zuwanderer mit dem Tod von Freunden und Angehörigen auseinandersetzen. In ihrer Heimat herrscht oft Krieg, Verfolgung und Gewalt. Kommen die Flüchtlinge mit dem Verlust der Verstorbenen in der fernen Heimat nicht zurecht, verhindert dies die Integration im neuen Land. Der Neuanfang ist blockiert. Um Integration zu fördern und Flüchtlingen einen Start in Deutschland zu ermöglichen - deshalb wurde der Trauerort für Flüchtlinge seit über drei Jahren geplant.



Getreu dem Motto "Andere Länder, andere Sitten" sollen dort unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallen können. Deshalb durfe der Ort selbst aber "nicht religiös fixiert sein", so die PSZ-Experten. Dass der Trauerort nun aber auf dem Gelände der Düsseldorfer Bergerkirche, die zur evangelischen Diakonie gehört, umgesetzt wurde, finden die Mitarbeiter des Psychosozialen Zentrums nicht als Widerspruch? Sie kommen selbst aus unterschiedlichen Ländern und arbeiten zum Beispiel als Sprach- und Kulturmittler. Bedenken, "ob dort das Kriterium der religiösen Neutralität erfüllt werde", seien ausgeräumt worden.



Oft die einzige Möglichkeit, Abschied zu nehmen

Religiös neutral zu sein, das war auch bei der Gestaltung des Trauerortes eine Herausforderung. Die Düsseldorfer Künstlerin Anne Mommertz hat den Platz zum Verabschieden entworfen: "Es ist schwierig, für verschiedene Kulturen einen Ort zu schaffen, da jede Kultur andere Symbole hat oder zum Beispiel Farben völlig andere Bedeutungen haben können." Den Menschen sämtlicher Kulturen sei aber gemeinsam, dass sie spezielle Rituale brauchten, um sich von ihren Verstorbenen zu lösen.



Angesichts der völlig unterschiedlichen Rituale müssten Flüchtlinge, die den Trauerort aufsuchen, "viel Toleranz" mitbringen, betont Mommertz. Wenn der Eine etwas verbrenne, um sich emotional von einer Person zu verabschieden, sei das in Ordnung. "Aber für den Nächsten wirken die dort liegenden, verbrannten Gegenstände vielleicht irritierend und verstörend", erläutert sie. "An dem Trauerort heißt es also nach dem Ausüben des Rituals: Aufräumen!", so die Künstlerin.



Ein bisschen aufgehäufte Erde, die Reste eines verbrannten Tuchs oder Stückes Papier - all dies darf nicht an dem Trauerort zu finden sein. Er besteht aus einer Sitzecke, an der ein spiralförmiger Weg entlangläuft. Nach Mommertz soll der Platz Ruhe ausstrahlen. "Gut gelungen ist, dass der Weg immer ein Stück tiefer in den Boden sinkt", erklärt sie. Die Idee dahinter: "Die Trauernden sollen die Umgebung vergessen und sich ganz auf einen Menschen konzentrieren können, der weit weg ist." Für Flüchtlinge und andere Menschen fern der Heimat oft die einzige Möglichkeit, Abschied zu nehmen.