Magdeburger Bischof Gerhard Feige wird 60 Jahre alt

Klare Worte in der Ökumene

Er ist ein Mann der eher leisen Töne. Und doch scheut Gerhard Feige etwa in der Ökumene oder innerkatholischen Konflikten nicht vor klaren Worten zurück. Am Samstag wird der Bischof des Bistums Magdeburg 60 Jahre alt.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Sein bischöflicher Wahlspruch "Wacht und betet"

An der Spitze der Diözese steht Feige nun seit über sechs Jahren, nachdem er seinen Vorgänger Leo Nowak fast ebenso lange als Weihbischof unterstützt hatte. "Wacht und betet" (Vigilate et orate) lautet der bischöfliche Wahlspruch Feiges, der 1951 in Halle geboren und 1978 in Magdeburg zum Priester geweiht wurde. Für ihn bedeutet das "engagierte Gelassenheit" in seinem Amt. Christen müssten sich mit ganzer Kraft für die Verbreitung ihres Glaubens einsetzen, "aber wenn sich Erfolg nicht einstellt, brauchen wir nicht zu verbittern, sondern dürfen auf Gott vertrauen", umschrieb er seine Maxime. Sie muss sich immer wieder bewähren in einem Bistum, in dem die Katholiken wie fast überall in Ostdeutschland in extremer Minderheitenlage leben.



Die Ökumene ist ein weiteres zentrales Thema Feiges. Vor seiner Bischofsweihe machte er sich als Experte auf diesem Gebiet einen Namen in der Wissenschaft. Als Erfurter Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde befasste sich Feige intensiv mit den Beziehungen zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen. Deren Traditionen kennt er nicht nur aus der Perspektive des Forschers. Bereits 1983 erhielt er die Erlaubnis, Gottesdienste auch im ostkirchlichen Ritus zu feiern.



Mitglied der Ökumenemission

In der Deutschen Bischofskonferenz ist Feige Mitglied der Ökumenekommission und der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa. Er leitet die Arbeitsgruppe Kirchen des Ostens und den Aktionsausschuss des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. Ferner gehört er dem Evangelisch-Katholischen Kontaktgesprächskreis auf Bundesebene und der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Kirchen in Deutschland an. Darüber hinaus ist der Magdeburger Bischof seit 2006, berufen durch den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Mitglied der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche.



Derzeit steht für Feige vor allem die Ökumene mit den evangelischen Kirchen ganz vorne auf der Tagesordnung. Sein Bistum liegt in den Kernlanden der Reformation, deren 500-Jahr-Gedenken 2017 ansteht. Anlässlich der Eröffnung der "Lutherdekade" zur Hinführung auf das "Reformationsjubiläum" warnte er 2008 vor einer "Jubel- und Profilierungsfeier des Protestantismus mit antikatholischen Spitzen". Zugleich engagiert sich Feige für eine gemeinsame Interpretation von Beginn und Wirkungen der Reformation. "Jenseits von allem, was uns trennt und uns manchmal auch Probleme bereitet, gehören wir zusammen", betonte er jetzt bei der Magdeburger Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.



Feige: Auf Menschen mit "gebrochenen Biografien" zugehen

Auch in seiner Kirche hält sich Feige nicht mit Kritik zurück, wenn er dies für angebracht hält. So warf er den unterschiedlichen Lagern einen "ideologisch verhärteten Schlagabtausch" vor, mahnte zum "angstfreien und ehrlichen Dialog". Dazu hat er auch im Rahmen einer Bistumsversammlung eingeladen, mit der sich seine Diözese am laufenden "Gesprächsprozess" der katholischen Kirche in Deutschland beteiligt. Das Beratungsgremium von Vertretern der Gemeinden und Verbände kann sich ermutigt fühlen, auch strittige Themen anzusprechen. So rief Feige die Kirche selbst bereits auf, mehr auf Menschen mit "gebrochenen Biografien" zuzugehen. Er nannte in diesem Zusammenhang Geschiedene und Wiederverheiratete.



Über die heißen Themen der ganzen Kirche hinaus muss sich Feige auch mit einer besonderen Altlast seiner Diözese beschäftigen, deren Anfänge vor seinem Amtsantritt als Bischof lagen. Es ist die Abwicklung der früheren Gero AG. Unter anderem durch riskante Immobiliengeschäfte machte das bistumseigene Unternehmen Verluste in zweistelliger Millionenhöhe, statt der Diözese Geld zu bringen.



Anlässlich des Geburtstags ist im Aschendorff-Verlag (Münster) ein Sammelband unter dem Titel "Auf ökumenischer Spur" erschienen. Darin sind Studien, Artikel und Predigten Feiges zum Verhältnis der christlichen Kirchen zusammengefasst. Das Buch kostet 19,80 Euro. Zudem hat der Leipziger Sankt Benno-Verlag "Geistliche Impulse für die Weihnachtszeit" von Feige veröffentlicht. Das Werk unter dem Titel "Folgenlos gerührt?" kostet 9,95 Euro.