Kardinal Meisner fordert eine radikale Trennung von Weltbild-Gruppe

Druck aus Köln

Kurz vor den Beratungen der Bischöfe über die Zukunft der Weltbild-Unternehmensgruppe wiederholt Kardinal Meisner seine Forderung nach einer "radikalen" Trennung der katholischen Kirche von dem Verlag. Und der Kölner Erzbischof geht noch weiter: Er mahnt zusätzliche Verschlankungen an.

Joachim Kardinal Meisner: Zur Verkündigung auf die Straße! / © Robert Boecker (DR)
Joachim Kardinal Meisner: Zur Verkündigung auf die Straße! / © Robert Boecker ( DR )

"Ich sage schon seit Jahren in der Bischofskonferenz, dass wir uns von diesem Unternehmen verabschieden müssen", sagte der Kölner Erzbischof der in Berlin erscheinenden "Welt am Sonntag". Zur Begründung führte er an: "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen. Das ist einfach skandalös."



Die im kirchlichen Eigentum befindliche Weltbild-Gruppe steht seit Wochen in der Kritik, weil sie einen Bruchteil ihres Gewinns durch den Verkauf von Büchern mit erotischen Inhalten erzielt, die nach kirchlicher Auffassung moralisch verwerflich sind. Weltbild ist mit einem Umsatz von über 1,6 Milliarden Euro einer der größten Medienhändler Europas.



Der Kardinal erklärte: "Wir haben in der Verkündigung einzustehen für die Heiligung des Menschen und seines Leibes und können nicht Besitzer eines Unternehmens sein, das Schund und Schmutz verbreitet." Er glaube auch nicht, dass es bei der inhaltlichen Ausrichtung des Medienhauses noch zu einer positiven Wende kommen könne. "Da gibt es nur noch eins: Wir müssen uns davon radikal trennen. Dafür gibt es für mich gar keine Alternative", so Meisner. Zugleich verwies er darauf, dass sich die Kölner Erzdiözese bereits im Jahr 2008 vom Weltbild-Verlag getrennt habe. Damals übertrug sie ihre Weltbild-Geschäftsanteile an den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD).



Auch der Münchner Kardinal Marx erinnerte am Wochenende an Aufrufe des Papstes während seines Deutschlandbesuchs zur Erneuerung. Eine seiner Botschaften laute sinngemäß: "Passt auf, dass Ihr die Ziele nicht mit den Mitteln verwechselt". Weiter sagte

Marx: "Wir können noch so große Medienkonzerne haben, wenn sie nicht das Ziel haben, das Evangelium zu verkünden, geht es in die falsche Richtung." Vor knapp zwei Wochen kündigte Benedikt XVI. an, der Vatikan werde dafür sorgen, dass sich die katholische Kirche in Deutschland "entschiedener und deutlicher" gegen die Verbreitung von erotischem und pornografischem Material im Internet einsetze.



Am Montag berät in Würzburg der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz möglicherweise über die Zukunft der Weltbild-Unternehmensgruppe.  



Kardinal Meisner: Papstbesuch hat Orientierung gebracht

Der Deutschlandbesuch hat nach Ansicht von Kardinal Meisner Orientierung für die Gläubigen gebracht. "In vielen Fragen hilft uns heute kein Sowohl-als-auch, sondern nur Klarheit darüber, ob es hier lang geht oder da lang." Die Katholiken müssten sich deutlich zu Wort melden und von ihrem Glaubensgut und der Tradition der Kirche her klar argumentieren. Diesbezüglich habe der Besuch des Papstes im September "sehr geholfen".



Meisner äußerte seine Sorge darüber, dass die Kirche in Deutschland in der Gefahr stehe, sich selbst überflüssig zu machen, indem sie ihre Identität verliere. "Wenn die Kirche zur Welt geworden ist, hat sie der realen Welt nichts mehr zu sagen", so der Kardinal. Zugleich rief er zum Abbau überflüssiger Strukturen auf: "Ich sage seit langem, dass mir unsere Kirche wie ein Auto vorkommt, an dem die Karosserie zu groß und der Motor zu schwach ist - darum läuft sie dauernd heiß."