US-Kongress legt nationales Motto der USA fest

Amerika vertraut auf Gott

Das US-Repräsentantenhaus hat, so heißt es im Kongress in Washington, ein "Zeichen der nationalen Identität" und "gegen die Verunsicherung in schweren Zeiten" gesetzt. Mit einer überraschend eindeutigen Mehrheit von 396 zu 9 Stimmen - in dringlichen tagespolitischen Angelegenheiten im tief gespaltenen Kongress ein Ding der Unmöglichkeit - wurde eine Resolution angenommen, die das nationale Motto der USA eindeutig festlegt. Es lautet: "In God We Trust" (Auf Gott vertrauen wir).

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Dieses Bekenntnis zu Gott kommt Amerikanern aller Glaubenrichtungen ebenso wie ungläubigen US-Bürgern sehr bekannt vor: Es findet sich auf der Rückseite ihrer Dollarscheine. Doch als ein nationales Credo dürfte es bis zu der jüngsten Entscheidung der Volksvertreter wohl nur eine Minderheit bezeichnet haben. Die USA verfügen über mehrere prägnante Kernaussagen, die man für ein nationales Motto halten könnte.



Präsident Barack Obama hatte bei einer Rede in Indonesien im vergangenen Jahr das föderalistische "E pluribus unum" (Aus Vielen Eines) als das nationale Motto Amerikas bezeichnet - wie es tatsächlich im US-Siegel verzeichnet ist. Dieser von der heutigen, fast überall in Unkenntnis des Lateinischen aufwachsenden Schülergeneration kaum zu übersetzende Rückgriff des Präsidenten soll wohl die Volksvertreter zur Einbringung der Resolution motiviert haben.



Großer Bekannt- wie Beliebtheit erfreuen sich daneben noch die Selbstcharakterisierung aus der Nationalhymne "Land of the Free and the Home of the Brave" sowie vor allem im Umfeld der dieser Tage nicht mehr allzu gut beleumundeten Wall Street die Definition von Präsident Calvin Coolidge: "America"s business is business" (Amerikas Geschäft ist das Geschäft).



Obama wenig begeistert

Von den Konsequenzen her ist eine Kongressresolution zwar stärker als eine reine Willensbekundung, aber schwächer als ein Gesetz. Als Leitlinie soll sie besonders Schulen und staatliche Institutionen beeinflussen. Auf fruchtbaren Boden fällt die Resolution vor allem in Virginia, der ersten von englischsprachigen Einwanderern gegründeten Kolonie. Dort strahlt jedem Besucher des Kapitols in Richmond "In God We Trust" in dicken Lettern entgegen.



Obama zeigte sich wenig begeistert von der Entscheidung des Abgeordnetenhauses. Dort werden - ebenso wie im Senat - seit Monaten zahlreiche seiner Gesetzesinitiativen blockiert, mit denen der Präsident und seine Administration Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit zu überwinden hoffen. "Das bringt die Menschen nicht an die Arbeit zurück", verlautbarte der Präsident und ergänzte: "Ich vertraue auf Gott, doch Gott will, dass wir uns selbst helfen und den Menschen Arbeit geben."



Dennoch: Die Eindeutigkeit des Entscheids ist angesichts der politischen Realitäten bemerkenswert. Die in der Verfassung angelegte Trennung von Staat und Religion wird in den USA bisweilen mit einer Penetranz verfolgt, die auf persönliche Gefühle wenig Rücksicht nimmt. Über die öffentliche Darbietung der Zehn Gebote auf staatlichem Grund und Boden toben seit Jahren heftige Auseinandersetzungen.



Atheisten auf der Hut

Fast gleichzeitig mit der Bekräftigung des nationalen Mottos durch das Abgeordnetenhaus scheute ein anderer Träger der US-Verfassung vor einer klaren Entscheidung zurück. In Utah sollen nach der von untergeordneten Gerichten bestätigten Meinung organisierter Atheisten 14 große Holzkreuze vom Rand der Highways verschwinden. Die Kreuze wurden zum Gedenken an Polizisten an jenen Stellen errichtet, an denen die Ordnungshüter - bei Unfällen oder durch Gewalttaten - in den vergangenen 50 Jahren ihr Leben ließen.



Verantwortlich für die Errichtung der simplen, jeweils den Namen, die Dienstmarke und eine kurze Biografie des Verstorbenen tragenden Kreuze ist die Utah Highway Patrol Association. Die Vereinigung der American Atheists sehen in den Kreuzen einen Verstoß gegen die Verfassung: Zwar ist die Highway Association ein privates Unternehmen, und privat werden auch die Kreuze gepflegt - doch der Boden am Rand der Asphaltstraßen ist öffentlich. Somit seien die Kreuze ein Verstoß gegen die Trennung von Staat und Religion. Der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof, lehnte eine Stellungnahme zu dem Streit ab. Die Volksvertreter, einen Block entfernt auf dem Capitol-Hügel, zeigten mehr Bekennergeist.