Museum Schnütgen zeigt Kölner Meisterwerke des Mittelalters

Der Glanz der Domstadt

Erstmals nach seinem Umbau zeigt das Kölner Museum Schnütgen eine Sonderausstellung. Die Schau "Glanz und Größe des Mittelalters - Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt" zeigt unter anderem filigrane Elfenbeinschnitzereien und prächtige Altarflügel. "Es ist einfach unglaublich schön, diese Stücke im Original zu sehen", schwärmt Dagmar Täube vom Museum Schnütgen im domradio.de-Interview.

 (DR)

Das Mittelalter war nicht nur dunkel und trüb. In Köln war es mitunter auch glänzend und hell. Davon zeugen prächtige Altarflügel und Bilder mit Goldgrund, fein gearbeitete und bemalte Holzfiguren sowie filigrane Elfenbeinschnitzereien, die jetzt in der Ausstellung "Glanz und Größe des Mittelalters - Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt" zu sehen sind. In ihr präsentiert das Kölner Museum Schnütgen 500 Jahre Kunst aus der Domstadt von der Romanik bis zur Renaissance. "Das ist eine Kölner Ausstellung", betonte der Kölner Kulturdezernent Georg Quader. Die Recherche und das Konzept stammten aus Köln, und diese Ausstellung gehe auch nicht auf Tournee, sondern werde nur in der Rheinmetropole zu sehen sein.



Eröffnet wird die Schau am Freitag (4. November) und schließt ihre Pforten erst wieder am 26. Februar 2012. Während dieser vier Monate hat der Besucher Gelegenheit, Stücke zu sehen, die zum Teil seit Jahrhunderten nicht mehr in Köln waren und auf Museen in der ganzen Welt verstreut sind. Insgesamt werden 225 Exponate gezeigt, darunter sind 160 Kunstwerke von insgesamt 72 Leihgebern. Die Stücke dieser Ausstellung gehörten "in den großen Sammlungen dieser Welt zu den Schätzen", sagte die kommissarische Direktorin des Museums Schnütgen, Dagmar Täube.



Kreuzigungsgruppe wieder vereint

In der Schau werden auch Kunstwerke, die ursprünglich zusammen gehörten, über die Jahrhunderte aber getrennt wurden, wieder zusammen geführt. Ein Beispiel dafür ist die "Kreuzigungsgruppe aus dem ehemaligen Benediktinerkloster Großkönigsdorf". Das Kreuz ist eine Leihgabe aus Frechen, die beiden großen Holzskulpturen sind mittlerweile in Budapest beheimatet. Es sei das erste Mal, dass diese Kreuzigungsgruppe wieder gemeinsam gezeigt werde, sagte Kurator Niklas Gliesmann. Dadurch, dass so viele Kunstwerke des Kölner Mittelalters, die sonst auf dem Globus verteilt sind, nun in einer Schau gezeigt werden, könnten diese direkt miteinander verglichen werden. Auch für Kunsthistoriker sei die Ausstellung deshalb eine einmalige Gelegenheit, den aktuellen Stand der Forschung zu überprüfen.



Köln sei in seiner Blütezeit von 1000 bis 1550 eines der führenden Kunstzentren Europas gewesen, hieß es. Zugleich sei der Stadt bereits damals eine große Bedeutung als pulsierendes Zentrum für Pilger und Handelsreisende zugekommen. Dies spiegele sich auch in der Kunst von damals wider, da Kölner Meister im Austausch mit Paris, Prag, den Niederlanden oder Italien "eine typisch kölnische Kunstsprache" entwickelt hätten, so das Museum.



Ein Exponat ist zwar sehr klein, aber das Glanzstück jenes Teils der Ausstellung, die dem mittelalterlichen Alltag gewidmet ist. Im Sommer war in der archäologischen Zone in der Nähe des Rathauses ein einzelner Damenohrring aus dem 11. Jahrhundert gefunden worden. Wie Täube sagte, ist dieser Ohrring, der mit antiken Gemmen verziert ist, bisher noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden. Selbst im Katalog sei er noch nicht enthalten. Dafür sei der Fund noch zu neu.



Logistische Herausforderung

Wie hoch der Aufwand für die Ausstellung war, ist nun, da alles fertig ist, kaum zu erkennen. Für einige Leihgaben wurden Kunstwerke aus den eigenen Beständen abgegeben. Eine Pfarrkirche in Linz hatte einen großes Altartafelbild für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Das Museum Schnütgen verlieh als Gegenleistung eine Madonna, damit die Gemeinde während der Dauer der Ausstellung nicht auf eine kahle Wand blicken muss.



Auch die Logistik vor der Ausstellung hatte es offenbar in sich. "In einer Vitrine zeigen wir acht mittelalterliche Spielsteine aus Elfenbein von vier verschiedenen Leihgebern", erzählt Saskia Werth vom Ausstellungsbüro des Museums. Weil die Vitrine jedoch gemäß den Vereinbarungen mit den verschiedenen Museen nur einmal wieder geöffnet werden darf, nämlich dann, wenn die Exponate wieder entnommen werden, mussten die verschiedenen Kuriere der acht Elfenbeinspielsteine alle gleichzeitig bei der Vitrine sein und die Schnitzereien dort anbringen. "Es hat funktioniert", sagt Werth und lächelt.



Das Museum gibt einen Katalog heraus, der die Sonderschau "Glanz und Größe des Mittelalters" auch aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet. Darüber hinaus gibt es nach den Angaben der Organisatoren auch einen "Stadtspaziergang" mit den Ausstellungsbesuchern. Dabei werden neben dem Dom und den romanischen Kirchen Kölns auch andere Museen der Stadt mit mittelalterlichen Sammlungen besucht, um das Mittelalter "bis heute nachvollziehbar" zu machen.



Hinweis: "Glanz und Größe des Mittelalters", Museum Schnütgen, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag: 10.00 - 20.00 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr. Preise: 6,80 Euro (ermäßigt 4,00 Euro)