Dominikaner Morerod wird neuer Bischof in der Westschweiz

Das lange Warten hat ein Ende

Rom tat sich eher schwer damit, unter den mindestens elf Kandidaten auf drei verschiedenen Listen den richtigen Mann für den Bischofsstuhl von Lausanne-Genf-Freiburg zu finden. Dass die Wahl jetzt auf den 50-jährigen Freiburger Dominikaner Charles Morerod - einst Philosophie-Schüler Genouds - gefallen ist, überrascht auch Eingeweihte.

Autor/in:
Josef Bossart
 (DR)

Vatikanische Mühlen mahlen langsam. Dass es mehr als 13 Monate dauerte, bis der Nachfolger des im September 2010 verstorbenen Bischofs Bernard Genoud bekanntgegeben werden konnte, hat allerdings noch andere Gründe. Gemäß übereinstimmenden Berichten soll Morerod nämlich in einer ersten Phase abgelehnt haben. Ähnliches geschah bereits 2009, als er Dekan der Philosophischen Fakultät der päpstlichen Dominikaner-Universität Angelicium in Rom war und zum Rektor der Universität gewählt wurde - wider Willen. Es bedurfte der Beharrlichkeit des Generalmagisters der Dominikaner, Carlos Alfonso Azpiroz Costa, um Morerod zur Zusage zu bewegen. "Schließlich habe ich gehorcht", räumte dieser später ein.



Gehorcht hat der Schweizer Ordensmann und Thomas-von-Aquin-Spezialist auch im April 2009. Auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Benedikt XVI. sagte er zu, die Nachfolge des spanischen Jesuiten Luis Francisco Ladaria Ferrer als Generalsekretär der internationalen Theologenkommission anzutreten. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, habe ihm die Botschaft überbracht: "Der Heilige Vater wäre über eine Zusage sehr glücklich."



Die Kommission, der rund 30 namhafte Theologen aus aller Welt angehören, berät den Vatikan und erarbeitet bei ihren jährlichen Vollversammlungen Stellungnahmen zu aktuellen theologischen Fachfragen. Die Kommission führte zwischen Oktober 2009 und April

2011 den Dialog mit der traditionalistischen Piusbruderschaft über Möglichkeiten einer Einigung. Streitpunkte sind das Zweite Vatikanische Konzil mit seinen Aussagen zu Ökumene, Religionsfreiheit und interreligiösem Dialog sowie die vom Konzil eingeleitete Liturgiereform.



Nach dem Tod Genouds orakelte man im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg, der neue Oberhirte werde wohl um Ostern herum ernannt werden. Dann sprach man von Mai. Am Ende wagte niemand mehr eine Prognose. Der Unmut kirchlicher Mitarbeiter über die anhaltende Vakanz wuchs. Ende August ließ sich Claude Ducarroz, Domherr der Freiburger Kathedrale St. Nikolaus in den Medien mit der Aussage zitieren, seit März herrsche bezüglich der Kandidatendossiers "allergrößtes Dunkel". Er finde das "nicht normal".



Weihe am 11. Dezember

Nun also Morerod, dessen Bischofsweihe am 11. Dezember in der Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg stattfinden soll. Der neue Bischof zählt bei seiner neuen Aufgabe auf gegenseitige Unterstützung innerhalb des Bistums. In einer Audio-Botschaft an die Seelsorger der Westschweizer Diözese sagte er: "Ein Bischof ist nie allein, niemals."



Menschlich gesehen sei das neue Amt sicherlich "sehr belastend" für ihn. Er müsse Ämter in Rom verlassen, die ihm sehr gefielen, gestand der neue Oberhirte. Es gebe jedoch zwei Gründe, keine Angst vor der neuen Situation zu haben: Gottvertrauen sowie das Vertrauen auf gegenseitige Unterstützung innerhalb des Bistums. Er selbst werde alles unternehmen, um sich in den Dienst eines jeden und einer jeden zu stellen. Er wolle zunächst auch keine großen Programme verkünden, sondern "zuerst entdecken und zuhören."



Hinweis: Der Autor ist Chefredakteur der schweizerischen KNA-Partneragentur kipa in Zürich.