Katholischer Medienpreis 2011

Medien als Chance

Die katholische Kirche in Deutschland will ihren Umgang mit Medien weiterentwickeln. Das erklärte die Bischofskonferenz bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises 2011. In diesem Jahr gingen die Hauptpreise an zwei Journalistinnen.

 (DR)

Die jeweils mit 5.000 Euro dotierten Preise überreichte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, im Rheinischen Landesmuseum Bonn. "Die Kirche in Deutschland muss ihr Verhältnis zum öffentlichen Leben neu klären. Sie muss auch klarer bestimmen, wie sie sich in der Mediengesellschaft bewegt", sagte Zollitsch am Montagabend. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wandte sich gegen "jede oberflächliche Medienkritik". Er dankte den Journalisten insbesondere "für die äußerst engagierte und kenntnisreiche" Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Papstbesuch Ende September.



Bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises erklärte Zollitsch, die Kirche strebe eine "wache und kritische Nutzung der digitalen Welt" an. Daher habe die Bischofskonferenz den Auftrag erteilt, ihre digitalen Aktivitäten neu zu gestalten und auszubauen. Sie sei Neuentwicklungen gegenüber offen und habe im Vorfeld der Papstreise erstmals eine Facebook-Seite gestartet.



Face to Face, nicht Facebook

Der Konferenz-Vorsitzende unterstrich, Christen lebten aus einer Beziehung, die über die Welt hinausreiche. In diesem Sinne seien sie "nicht von dieser Welt. Aber ihr Lebensort ist diese Welt", so Zollitsch. Deshalb stünden sie in der Verantwortung für die Mitgestaltung von Gesellschaft und Welt. Die Kirche wolle Medien als Chance sehen und sie nutzen als "Ort, an dem von der Hoffnung und Enttäuschung, vom Glück und vom Leid, vom Glanz und Elend der Menschen gesprochen wird".



Der katholische Medienbischof Gebhard Fürst erinnerte an den langjährigen Apple-Chef Steve Jobs, der vor vier Wochen gestorben war. Mit ihm habe die Netzgemeinde einen ihrer großen Propheten verloren. Als "digitaler Menschenfischer" habe Jobs die Menschen weltweit vernetzt, so Fürst. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart äußerte zugleich seine Freude, "dass wir uns anlässlich der Verleihung des Katholischen Medienpreises nicht auf Facebook, sondern Face to Face" zusammenfinden.



Preisverleihung

In der Kategorie "Printmedien" erhält Wittmann den Medienpreis für ihren in "Brigitte" erschienenen Artikel "Engelchen, flieg!". Die Journalistin schildert die Rückkehr der dreijährigen Aljona von der Pflegefamilie zu ihrem leiblichen Vater. Laudator Oliver Steinbach, stellvertretender Chefredakteur des Magazins, lobte: "Wir sehen Menschen, die, wie man in unserer ökonomisierten Welt sagt, investieren - ohne zu wissen, welchen Ertrag das bringen wird." Die Autorin lasse miterleben, wie Menschen verantwortlich, christlich handelten, indem sie das Geliebte hielten, aber auch losließen, wenn es nötig werde.



Klünder wird in der Kategorie "Elektronische Medien" für ihren Film "Die Witwe und der Mörder" ausgezeichnet. Die in der ARD-Reihe "Gott und die Welt" gezeigte Dokumentation beleuchtet die Geschichte zweier namenloser RAF-Opfer. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, hob in seiner Laudatio hervor, Klünder stelle Opfer in den Vordergrund, die in der Berichterstattung lediglich als "Begleitperson, Fahrer oder Polizist" auftauchen. Sie und ihre Familien würden "zum menschlichen, lebensbejahenden Gegenentwurf gegenüber der inhumanen und verbohrten Ideologie der RAF, die Menschen zu Funktionsträgern degradierte".



Die Jury vergab außerdem die nicht dotierte Auszeichnung "WERTvoll" für Printmedien an Dimitri Ladischensky für in der Zeitschrift "MARE" erschienenen Artikel "Der Bittgang"; Stefanie Mager für die Reportage "Das Präparat aus Kühlzelle 5" in der Zeitschrift "stadtgottes"; Christoph Strack für seine Kulturberichterstattung in der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) zwischen Juli und Dezember im vergangenen Jahr.



Die Auszeichnung "WERTvoll" für elektronische Medien ging dieses Jahr an Gönke Harms und Detlef Flintz für den "ARD exclusiv" - Fernsehbeitrag "Kinderschinder - Der Preis für eine Tasse Kaffee" sowie an Robert Ralston für den NRD/Arte-Film "Welcher Glaube für mein Kind?" und Ralf Stutzki für den Hörfunkbeitrag im Schweizer Radio Kanal K "Das 14. Jubiläum von "DU bist Radio"".



Die Preisträgerinnen wurden aus insgesamt 197 eingereichten Beiträgen von einer sechsköpfigen Jury unter Leitung des Medienbischofs Gebhard Fürst ausgewählt. Der Katholische Medienpreis wurde in diesem Jahr zum neunten Mal von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) und dem Katholischen Medienverband verliehen.