New Yorker Islam-Zentrum könnte an Finanzschwierigkeiten scheitern

"Ground-Zero-Moschee" auf der Kippe

Was zahlreichen Demonstrationen nicht gelang, könnte jetzt ein New Yorker Stromversorger bewirken: Das nur zwei Blocks vom Standort des am 11. September 2001 zerstörten World Trade Center in Manhattan entfernte Islam-Zentrum zum Scheitern zu bringen.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Das Projekt des Bauherrn Scharif El-Gamal in engster Nachbarschaft zum Ort der Untat im Namen Allahs hatte vor einem Jahr wütende Proteste und hitzige Diskussionen in praktisch allen amerikanischen Medien ausgelöst. Gegner dieses wegen seiner Adresse "Park 51" genannten Projektes, zu denen neben vor allem republikanischen Politikern auch Angehörige von Opfern des 11. September gehören, sahen in dem Zentrum eine Verhöhnung der Toten, gar eine "Sieges-Moschee".



Der Bauherr hingegen betonte, es handele sich um ein Zentrum der Begegnung. Eine Stätte zur Erinnerung an die Terroropfer sei zentraler Bestandteil der Planung. Aus dem eher liberalen Amerika war die Meinung zu hören, dass in einem Land der Glaubensfreiheit auch an einem solch sensiblen Ort Platz für eine islamische Kultstätte sein müsse. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte damals gerührt verkündet, kein Stadtteil sei "tabu für Gottes Liebe und Gnade".



Nur 70.000 Dollar Spenden

Nachdem es in jüngster Zeit recht ruhig um Park 51 geworden war und die Eröffnung der bislang fertiggestellten Räumlichkeiten im vergangenen Monat Einblick in einen ziemlich bescheidenen Status quo ermöglichte - ein Raum mit einer Fotoausstellung, ein vor allem von Taxifahrern zum Gebet genutzter Andachtsraum -, wird jetzt deutlich, dass die finanzielle Absicherung des Zentrums bei weitem nicht so gediegen ist, wie es El-Gamal vor einem Jahr in die Kameras gelächelt hatte. Statt der vermuteten Millionenspenden saudischer Prinzen basierten die bisherigen Renovierungsarbeiten Medienberichten zufolge offenbar auf lediglich 70.000 Dollar Spenden.



Nun könnte El-Gamals Vision Opfer der in Manhattan oft etwas verzwickten Besitzverhältnisse werden. Das Treiben der Immobilienbesitzer und -spekulanten auf diesen teuersten Quadratmeilen der USA gleicht dem Ambiente eines Haifischbeckens.  Park 51 besteht nämlich genauer genommen aus zwei Teilen, von denen der westliche dem Stromversorgungsunternehmen Ed Con gehört.



Eigentlich wollte El-Gamal dem Versorger den ganzen Komplex abkaufen, alles abreißen und für 100 Millionen Dollar einen neuen, 15 Stockwerke hohen Komplex erbauen. Doch er könnte an einer wesentlich kleineren Summe scheitern: Ed Con nämlich hat die seit 1972 unveränderte Miete - ein Unding für New Yorker Verhältnisse - von bislang 2.750 Dollar per Federstrich auf 47.437 Dollar erhöht, und das rückwirkend zum 31. Juli 2008. So flatterte El-Gamal eine 1,7-Millionen-Dollar-Rechnung ins Haus - und wenig später auch ein Ultimatum des Energieversorgers, dass der Bauherr zu zahlen oder auszuziehen habe.



Entscheidung am 17. November

El-Gamal, dessen stets mit leicht herablassendem Lächeln vorgetragene Zuversicht in seine eigenen Fähigkeiten ihn nicht gerade zum beliebtesten Muslim der USA hat werden lassen, hat eine Gegenrechnung aufgemacht - und spricht von maximal 881.519 Dollar (Tageskurs 635.000 Euro), die man möglicherweise nachzuzahlen habe. Ob er über diese Summe verfügt, ist unbekannt. Am 17. November soll sich ein New Yorker Gericht mit den Differenzen beschäftigen.



Stromversorger gehören in den USA zu den weniger gut beleumundeten Unternehmen, sorgt doch ihre oft überalterte Infrastruktur dafür, dass nach einem heftigen Gewitter oder einem Schneesturm manchmal Hunderttausende für Stunden oder Tage im Dunkeln sitzen, bis eine Reparatur gelingt. Islamskeptische Amerikaner könnten indes die Meinung jenes New Yorkers teilen, der im Forum einer der größten Tageszeitungen kundtat, er habe für Ed Con noch nie viel übrig gehabt. Momentan allerdings mache er einen Meinungswandel durch.