EKD-Finanzchef über nachhaltiges Finanzhandeln

Kirchlicher Kompass für ethische Geldanlagen

Sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht - so lauten die Stichworte des Leitfadens der evangelischen Kirche für ethische Geldanlagen. "Uns ist die Frage aufgegeben, wie machen wir Gewinn und auf wessen Kosten", beschreibt EKD-Finanzchef Thomas Begrich im domradio.de-Interview. Gerade die aktuelle Schuldenkrise zeige, wie notwendig nachhaltig kirchliches Finanzhandeln ist.

Ethische Geldanlage: Für Kirchen zwingend erforderlich (epd)
Ethische Geldanlage: Für Kirchen zwingend erforderlich / ( epd )

Kern des Leitfadens sei die Frage nach einem verantwortlichen Umgang mit Geld. "Es geht ja nicht nur darum, möglichst viel Rendite zu machen, sondern wo geht das Geld hin und was bewirkt das Geld", sagte Begrich am Mittwoch gegenüber domradio.de. "Wir können zum Beispiel nicht dort Gewinn machen, wo der Mehrwert durch Kinderarbeit geschaffen wird", erläutert der EKD-Finanzchef den Ansatz des "Leitfadens für ethisch nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche".

Auf Anlagen in Unternehmen soll verzichtet werden, die Produkte unter menschenunwürdigen Bedingungen oder mit Kinderarbeit herstellen. Auch Investments bei Unternehmen, die Rüstungsgüter, Spirituosen, Tabakwaren und gentechnisch verändertes Saatgut herstellen, sind tabu. Der Leitfaden spricht sich außerdem gegen Anlagen in Ländern aus, in denen die Todesstrafe praktiziert wird. Darum soll es nach dem Leitfaden auch keine Anlagen in den USA geben



Finanzkrise: Da muss auch eine Kirche Antwort haben

Ein ethischer Ansatz bei Geldanlagen sei nicht neu, das werde auch von anderen Kirchen und Organisationen praktiziert, gibt Begrich zu. Aber "wir haben uns jetzt aufgemacht, um zu gucken, gibt es eine gemeinsame Position in der Vielfalt unserer protestantischen Welt". Die aktuelle Krise am Finanzmarkt betreffe jeden Menschen. "Da muss man eine persönliche Antwort zu haben und da muss auch eine Kirche Antwort zu haben", so Begrich.



Die Orientierungshilfe wurde im Auftrag des Rates der EKD von der Arbeitsgruppe Kirchliche Investments verfasst, der Finanzfachleute aus EKD und Diakonie, den Landeskirchen, den kirchlichen Banken, sowie den kirchlichen Zusatzversorgungskassen angehörten. Adressaten sind in erster Linie die kirchliche Verwaltungen als institutionelle Anleger, aber auch Privatpersonen, die sich über ethische Geldanlagen informieren wollen.

Die wirtschaftlichen Kriterien - Sicherheit, Zahlungsfähigkeit und Rendite - für Finanzanlagen blieben in Geltung, heißt es in dem EKD-Text. Hinzu komme als weiteres Kriterium Ethik und Nachhaltigkeit, das die Wirkung von Geldanlagen auf "Umwelt, Mitwelt und Nachwelt" berücksichtige. Zudem sollen Geldanlagen dem kirchlichen Auftrag genügen.



In dem Leitfaden werden kirchliche Finanzanlagen in Unternehmen empfohlen, die anhand von Positivkriterien als besonders sozialverträglich, ökologisch ausgerichtet und generationengerecht eingestuft werden. Detailliert erörtert werden in dem Text auch Immobilienanlagen, Investments in Rohstoffe, Agrarinvestitionen, sowie thematische Geldanlagen, wie etwa erneuerbare Energiegewinnung, schonender Wasserverbrauch und Kreislaufwirtschaft.