Die katholische Kirche ruft zur Solidarität mit koptischen Christen auf

"Man kann nur hoffen und beten"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ruft angesichts der Gewalt von Kairo zum Gebet für die Kopten auf. Zugleich betont der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofkonferenz die Rechte der Christen in Ägypten im Interview mit domradio.de.

Gegen Waffengeschäfte: Erzbischof Ludwig Schick (KNA)
Gegen Waffengeschäfte: Erzbischof Ludwig Schick / ( KNA )

domradio.de: Wie haben Sie die gestrigen Auseinandersetzungen erlebt?

Schick: Ich war schon schockiert. Und es hat mich auch traurig gemacht. Ich bin in ständigem Kontakt mit den Bischöfen, vor allen Dingen auch mit dem koptischen Patriarchen. Und eigentlich hatten sie signalisiert, dass es besser werden könnte nach dem Sturz der alten Regierung. Natürlich haben sie auch immer wieder Bedenken geäußert, weil es ja doch auch Tendenzen gibt, die Scharia einzuführen. Aber sie waren hoffnungsvoll. Und jetzt ist das alles mit einem Schlag zerstört.



domradio.de: Wie erklären Sie es sich, dass die Auseinandersetzungen scheinbar an Schärfe gewinnen?

Schick: Es ist in Ägypten wohl so, dass verschiedene Parteien um die Vorherrschaft kämpfen. Und diese sind auch zum Teil auch anti-christlich und wollen eben ihre Vorstellung von dem neuen Staat durchsetzen. Und deshalb unterdrücken sie auch Minderheiten. Nicht nur Christen, auch Muslime anderer Denkweise, anderer Richtung. Und das ist das große Problem. Man kann nur hoffen und beten, dass sich in Ägypten eine Gesellschaft entwickelt, in der alle verschiedenen Rassen, Religionen und Denkanschauungen friedlich miteinander leben können.



domradio.de: Wie kann man von außen den Problemen in Ägypten begegnen? Welche Verantwortung kommt vielleicht auch den Kirchen zu?

Schick: Wir müssen zunächst einmal als Kirche zu unseren Brüdern und Schwestern, den Christen in Ägypten stehen. Und müssen für sie beten und müssen deutlich machen, dass es Verfolgungen und Auseinandersetzungen, so wie es jetzt in den letzten 24 Stunden war, nicht sein dürfen. Das andere: Wir müssen auch unsere politische Verantwortung wahrnehmen, müssen auch unseren Politikern sagen, dass sie auf die Regierung und das, was sich im Augenblick in Ägypten politisch tut, Einfluss nehmen müssen, dass eine tolerante und friedliche Gesellschaft dort aufgebaut werden kann, in der auch die Christen ihr Heimatrecht haben. Die Kopten sind in Ägypten die älteste Gemeinschaft und eigentlich die Ur-Bevölkerung Ägyptens. Und sie müssen ihr Recht in Ägypten haben, ihre Religion ausüben zu dürfen.



Das Gespräch führte Pia Klinkhammer.