Nobelpreis für drei Bürgerrechtlerinnen

"Echte Friedensarbeit"

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an drei Menschenrechtlerinnen aus Afrika und Arabien. Wie das Nobelpreiskomitee in Oslo am Freitag bekanntgab, teilen sich die mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotierte Auszeichnung die Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson Sirleaf, die ebenfalls in Liberia tätige Aktivistin Leymah Gbowee sowie die Bürgerrechtlerin Tawakkul Karman aus Jemen.

 (DR)

Der Friedensnobelpreis würdigt in diesem Jahr den Einsatz für die Rechte von Frauen. Das Nobel-Komitee stellte das gewaltlose Engagement der drei Preisträgerinnen für die Sicherheit und die Rechte von Frauen heraus. Mit den drei Frauen steigt die Zahl der weiblichen Friedensnobelpreisträger auf 15.



Ellen Johnson-Sirleaf aus Liberia wurde 2006 zum ersten weiblichen Staatsoberhaupt Afrikas gewählt. Die 72-Jährige setzt sich seit ihrem Amtsantritt in dem von einem langen Bürgerkrieg zerrütteten Land vor allem für die Förderung von Frauen ein. Am Dienstag finden Wahlen in Liberia statt. Die Wiederwahl Johnson-Sirleafs gilt als unsicher.



Die liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee ist seit 2007 Direktorin von WIPSEN, einem panafrikanischen Netzwerk von Frauen, das sich für friedliche Lösungen von Kriegen und Frauen in Führungspositionen einsetzt.



Die jemenitische Journalistin und Menschenrechtlerin Tawakkul Karman ist Vorsitzende von "Journalistinnen ohne Ketten" und tritt für Menschenrechte und Meinungsfreiheit in ihrem Land ein. Sie gehört zu den Anführerinnen der Proteste gegen die jemenitische Regierung. Schon seit 2007 demonstriert sie regelmäßig gegen das Regime. Sie tritt für friedlichen Widerstand ein.



Mit der Entscheidung des norwegischen Preiskomitees gingen die als Favoriten für die Auszeichnung gehandelten revolutionären Bewegungen in Nordafrika leer aus. Insbesondere in Ägypten hatte man auf die Auszeichnung gehofft.



Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Er wird am 10. Dezember, dem Todestag seines Stifters Alfred Nobel (1833-1896), in Oslo verliehen. Die letzte ausgezeichnete Frau war 2004 die kenianische Umweltschützerin Wangari Maathai, die im September gestorben ist. Erst zum zweiten Mal werden in einem Jahr drei Personen ausgezeichnet.



Im vergangenen Jahr hatte der Bürgerrechtler Liu Xiaobo als erster Chinese den Preis erhalten. Er konnte zur Preisverleihung nicht anreisen, weil er seit 2008 in China inhaftiert ist.



Bundesregierung würdigt "weise Entscheidung"

Die Bundesregierung hat die Verleihung als "weise Entscheidung" gewürdigt und gratuliert. Frauen seien die Hoffnung für eine friedlichere und bessere Entwicklung, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Ellen Johnson-Sirleaf, Leymah Gbowee und Tawakkul Karman hätten die Auszeichnung hochverdient. Sie werde sicherlich auch andere anspornen.



Im Kampf für ihre Rechte betrieben Frauen echte Friedensarbeit, führte Seibert aus. Mit der Auszeichnung habe das Nobelpreis-Komitee eine Botschaft an die ganze Welt gesandt, der sich die Bundesregierung mit ganzem Herzen anschließe. Überall dort, wo Gewalt und Unfreiheit herrschten, würden die Rechte der Frauen oft als erstes mit Füßen getreten.



Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf spiele eine "gar nicht hoch genug zu schätzende Rolle, um Liberia und das liberianische Volk aus verzweifelter Not zurück zu einem normalen Leben zu führen", sagte Seibert. Leymah Gbowee habe als Direktorin des Netzwerks "Women Peace and Security Network" die Arbeit für Frauenrechte und Frieden über die Grenzen Liberias hinausgetragen. Sie stütze sich dabei auf ein Netzwerk "weiblicher Friedensstifter".



Tawakkul Karman gehöre als Vorsitzende der Journalistinnen-Vereinigung "Women Journalists without chains" ("Journalistinnen ohne Ketten") zu den mutigsten Stimmen der Freiheit im Jemen. Die Bundesregierung sei besonders froh, dass mit der Auszeichnung die Rolle der Frauen in der arabischen Freiheitsbewegung gewürdigt worden sei. Die Bundesregierung hoffe, dass die Freiheitsbewegung für Millionen von Frauen zu einem freien und selbstbestimmten Leben in demokratischen Staaten führen werde, sagte Seibert.