Troy Davis durch Todesspritze hingerichtet

Keine Gnade

Vergeblich hat selbst Papst Benedikt XVI. für seine Verschonung plädiert - der US-Amerikaner Troy Davis ist durch die Giftspritze hingerichtet worden. Im domradio.de-Interview hatte Amnesty zuvor gewarnt, es gebe starke Hinweise auf Fehler im Prozess.

 (DR)

Der 42-Jährige war wegen Polizistenmordes zum Tod verurteilt worden. Das Urteil wurde im Gefängnis von Jackson im US-Bundesstaat Georgia vollstreckt.



Amnesty: "Groteskes Schauspiel"

Die ursprünglich für 19 Uhr am Mittwochabend (Ortszeit) geplante Exekution hatte sich wegen unerwartet langer Beratungen des Obersten US-Gerichtshofs auf kurz nach 23 Uhr verzögert. Der US-Direktor von Amnesty International, Harry Cox, kritisierte im Rundfunksender "Democracy Now" das "hässliche" und "groteske Schauspiel" des Hinrichtungsabends. Baptistenpastor Raphael Warnock sagte bei einer Protestkundgebung vor dem Hinrichtungsgefängnis, Davis sei durch das Warten regelrecht gefoltert worden.



Der Oberste Gerichtshof beschloss ohne Angabe von Gründen, die Hinrichtung nicht zu stoppen. Der Afro-Amerikaner Davis soll 1989 in Savannah (Georgia) den 27-jährigen weißen Polizeibeamten Mark MacPhail erschossen haben, als dieser einen Obdachlosen vor Schlägern schützen wollte. Nach Angaben von Journalisten, die bei der Hinrichtung Augenzeugen waren, hat Davis seine Unschuld bis zum Schluss beteuert. An die bei der Exekution anwesenden Angehörigen des ermordeten Polizisten gewandt, habe er betont, er habe MacPhail nicht umgebracht.



Zeugen zogen Aussagen zurück

Amnesty-Direktor Cox sagte, er habe in seinen 30 Jahren Arbeit gegen die Todesstrafe noch nie so gravierende Zweifel an der Schuld eines Verurteilten gesehen. Sieben der neun Belastungszeugen vom Prozess im Jahr 1991 hätten ihre Aussagen inzwischen zurückgezogen, erklärten Davis" Berufungsanwälte. Mehrere Zeugen hätten erklärt, sie seien von der Polizei unter Druck gesetzt worden. Davis" Anwalt Thomas Ruffin sagte nach der Hinrichtung, ein unschuldiger Mann sei getötet worden.



Vertreter der Staatsanwaltschaft von Georgia erklärten dagegen, Davis" Schuld sei bewiesen. Im Fernsehsender CNN kritisierte der Staatsanwalt Spencer Lawton, Gegner der Todesstrafe stützten sich auf Emotionen. Die Widerrufung der Zeugenaussagen habe nur begrenzten Wert. Die Zeugen hätten nur in den Medien und nicht unter Eid widerrufen.