Kirchenstudie warnt vor Gefahren für "Ungläubige" in Pakistan

Land für Extremisten

In Pakistan ist religiöser Extremismus laut einer kirchlichen Studie auf dem Vormarsch. "Pakistan entwickelt sich derzeit sehr schnell zu einem Staat, der nur für Extremisten bewohnbar bleibt", heißt es in einer rund 150 Seiten umfassenden Untersuchung, die die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Pakistanischen Bischofskonferenz in Islamabad vorlegte.

 (DR)

Der Bericht mit dem Titel "Menschenrechtsmonitor 2011" dokumentiert zahlreiche Übergriffe auf und Diskriminierungen von Christen und anderen religiösen Minderheiten. Darunter sind unter anderem Blasphemie, Entführung, sexuelle Gewalt, Enteignung, Vorurteile in Schulbuchtexten, Diskriminierung und Mobbing in der Arbeitswelt, erzwungene Hochzeiten und Konversionen.



In den vergangenen 25 Jahren wurden laut der Studie von 1.081 Fällen von Blasphemie 138 Klagen gegen Christen geführt. Nur rund zwei Prozent der rund 180 Millionen Pakistaner sind Christen. Die Untersuchung dokumentiert auch den Fall eines Hindu-Bürgerrechtlers, der im Juli 2010 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Während bei der öffentlichen Aufbahrung die Namen aller übrigen 151 Opfer auf den Särgen vermerkt worden seien, habe sein Sarg lediglich die Aufschrift "kafir" (Ungläubiger) getragen.



"Alle Pakistaner sind Muslime"

Als ein weiteres Beispiel für religiöse Diskriminierung nennt die Kommission den Fall einer elfjährigen Schülerin. Diese habe im Unterricht erklärt, sie sei Pakistanerin und Christin. Daraufhin habe sie der Lehrer angeschrien und geschlagen. In ihrem Schulbuch stehe, dass alle Pakistaner Muslime seien.



Unterdessen berichtete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Mittwoch in Frankfurt über einen jungen Christen und Blasphemieangeklagten, der in pakistanischer Haft gestorben sei. Dem 30-jährigen Aslam Masih sei über Monate die medizinische Behandlung verweigert worden. Das Gefängnispersonal habe dies mit "Sicherheitsbedenken" begründet. Die IGFM betrachtet den Todesfall als eine Bestätigung für eine "verstärkte und bewusste Diskriminierung von Christen".



Der junge Christ wurde den Angaben zufolge auf Basis des pakistanischen Blasphemiegesetzes inhaftiert und zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Das Gesetz untersagt unter Androhung lebenslanger Haft oder gar der Todesstrafe abwertende Äußerungen über den Islam. In den 80er Jahren wurde das Gesetz massiv verschärft.