Elfter Kongress "Freude am Glauben" beendet

"Wir brauchen keine Wellness-Religion"

Die Botschaft ist eindeutig: Die Teilnehmer des elften Kongresses "Freude am Glauben" in Karlsruhe wollten sich nicht verstecken, sondern wenige Tage vor dem Deutschlandbesuch von Benedikt XVI. Flagge bekennen. Ein Rückblick.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Karlsruhe: Deutschland pro Papa (DR)
Karlsruhe: Deutschland pro Papa / ( DR )

Eine ungewöhnliche Demonstration formiert sich vor dem Karlsruher Kongresszentrum. "I love Benedikt XVI."-Plakate werden in die Höhe gereckt, Pfadfinder singen fromme Lieder, Ex-CDU-Ministerpräsident Werner Münch protestiert lautstark gegen eine "Entchristlichung deutscher Politik".



"Wir freuen uns auf den Papst. Er will uns im Glauben ermutigen. Hoffentlich fällt seine Botschaft auf fruchtbaren Boden", so Hubert Gindert, der Vorsitzende des "Forums Deutscher Katholiken", das den Kongress mit rund 1.000 Teilnehmern am Wochenende in Karlsruhe organisierte.



Bunte Mischung

Gekommen sind Katholiken aus ganz Deutschland, Mitglieder der frommen "Jugend 2000", Geistliche Bewegungen und andere Gruppen des konservativen katholischen Flügels, viele eher ältere Christen, aber auch zahlreiche Familien. Abtreibungsgegner verteilen kleine, Embryonen nachempfundene Plastikfiguren, um gegen bundesweit jährlich mehr als 100.000 Schwangerschaftsabbrüche zu protestieren. Rosenkränze und Weihwasserschalen sind zu verkaufen. Zwei Beichtzimmer und ein Anbetungsraum sind eingerichtet und werden von vielen genutzt.



In Vorträgen und Podiumsdiskussionen fordern die Katholiken einen besseren Schutz von Ehe und Familie. Eine vom Plenum verabschiedete Resolution ruft Bundespräsident Christian Wulff auf, die im Juli im Bundestag verabschiedete begrenzte Freigabe von Gentests an Embryonen noch zu stoppen, indem er seine Unterschrift unter das Gesetz verweigert. "Wenn wir die Würde des Menschen ernst nehmen, steht uns keinerlei Unterscheidung zwischen Noch-nicht-Mensch, Mensch und Nicht-mehr-Mensch zu", heißt es in der Resolution. Wulff müsse die Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) daher verhindern.



"Staatliche Sexualisierung von Kindern"

Beklagt wird in einem weiteren Papier eine "staatliche Sexualisierung von Kindern" in Schulen und Kindergärten. Eine "manipulierende und schamzerstörende Sexualerziehung von Kindern durch den Staat" müsse aufhören, so der Appell. Und das Katholiken-Forum fordert für Eltern das Recht ein, ihre Kinder gegebenenfalls vom Sexualkundeunterricht abmelden zu können.



Zugleich nehmen binnenkirchliche Fragestellungen breiten Raum ein. Allgegenwärtiges Schlagwort ist dabei die auch vom Papst geforderte "Neuevangelisierung". Eine "Verdunstung des Glaubens in Deutschland und ganz Europa" diagnostiziert etwa Kongressschirmherrin Johanna Gräfin von Westphalen. Redner wie der Salzburger Weihbischof Andreas Laun fordern dazu auf, intensiver für eine Weitergabe des Glaubens zu arbeiten.



"Die reichen Schätze des katholischen Glaubens wieder neu heben"

Der charismatische Zisterziensermönch Pater Karl Wallner formuliert es so: "Wir brauchen keine postmoderne Religiosität mit esoterischen Versatzstücken und Wellness-Religion. Wir müssen vielmehr die reichen Schätze des katholischen Glaubens wieder neu heben!" Er selbst berichtet von seinem Kloster Heiligenkreuz in Österreich, wo regelmäßig Hunderte Jugendliche zu Gebetsnächten kämen. Auch in Karlsruhe organisierten junge Katholiken mit "Nightfever" eine lange Gebetsnacht.



Stillere Töne schlug Vinzentinerschwester Anneliese Mader in ihrem Vortrag über katholische Hospizarbeit an. Wenn sie von ihrer einfühlsamen und aufopfernden Betreuung von Todkranken und Sterbenden berichtet, wird deutlich, welche Kräfte tiefes Gottvertrauen freisetzen kann.



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte zu Beginn der Tagung an alle Katholiken appelliert, sich gesellschaftlich zu engagieren und sich für sozial Schwache einzusetzen. Es sei für die Kirche keine "Frage des Kalküls", sondern verpflichtende Aufgabe, "in der Nachfolge Christi, den Menschen zu dienen", so der Freiburger Erzbischof.



Viele der Kongressteilnehmer wollen nun in zwei Wochen zu den Stationen des Papstbesuchs in Berlin, Erfurt oder Freiburg reisen. Im September 2012 findet der nächste Kirchenkongress "Freude am Glauben" dann in Aschaffenburg statt.