Ein Kommentar zu den Erwartungen an den Papstbesuch

Der Papst muss, soll, wird

Was soll Papst Benedikt XVI. nicht alles richten, wenn er seine Heimat besucht. Eine drohende Kirchenspaltung verhindern, Wunder in der Ökumene verbringen, die deutsche Politik auf Vordermann bringen. Ein Kommentar von domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / ( DR )

Bei einem Pressegespräch in der Hessischen Landesvertretung in Berlin redete der erfahrene Kirchenmann Kurienkardinal Paul Josef Cordes Tacheles. Es ging um die Frage, ob der Vatikan im Allgemeinen und der Papst im Besonderen überhaupt wüssten, wie die gegenwärtige Stimmungslage in der katholischen Kirche in Deutschland ist. Es gebe regelmäßige Gespräche mit den Bischöfen und der Nuntiatur und natürlich verfolge der Papst auch die Berichte in den deutschen Medien - man könne also ruhig davon ausgehen, dass der Heilige Vater sehr gut weiß, was in seiner Heimat los ist.

Wenn das stimmt, wird Bendikt XVI. in diesen Tagen viel hören und lesen müssen, denn die deutschen Medien produzieren quasi im Stundentakt Vorberichte über die Erwartungen an den bevorstehenden Deutschlandbesuch des Papstes. Nahezu jeder fühlt sich berufen, dem Pontifex die nötigen Worte in den Mund zu legen. Der Papst müsse, der Papst solle, der Papst werde … Während also viele in Kirche und Gesellschaft sich um technisch und organisatorische Probleme kümmern, die ein solches Großereignis mit sich bringt, kümmern sich mindestens ebenso viele schon um die inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzung. Der Papst quasi als Marionette - die Strippen haben andere vorher längst gezogen?

Weit gefehlt: Wenn der Papst in seine Heimat kommt, legt er selber die Marschroute und das Tempo vor. Das wurde schon deutlich, als er sich in einem Schreiben an seinen "Bruder in Christus" Präses Nikolaus Schneider genügend Zeit für die Ökumene verordnete. Aber auch bei seinen Ansprachen und Reden legt der Papst selber Hand an. Kurienkardinal Cordes, selber Mitverfasser einiger Redetexte beim Vorgängerpapst Johannes-Paul II., betonte, er wisse nicht, was der Heilige Vater wirklich sagen wird. Der lasse sich das auch nicht "vorschreiben!" Alleine schon wegen seines hohen Anspruches an sprachliche Präzision und Stilistik könne man ruhig davon ausgehen, dass Papst drin ist, wo Papst drauf steht.

Das ist beruhigend und wir freuen uns um so mehr auf authentische Ansprachen und Predigten.