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NRW ein Zentrum des extremistischen Salafismus

Nordrhein-Westfalen ist nach Worten von Landesinnenminister Ralf Jäger ein Zentrum des extremistischen Salafismus in Deutschland. Die landesweit rund 500 bekannten Salafisten seien eine "sehr gefährliche Minderheit" unter den 1,3 Millionen Muslimen in NRW, sagte Jäger am Montag in Düsseldorf.

 (DR)

"Große Sorge" bereiteten speziell junge Deutsche und in Deutschland geborene Nicht-Muslime, die zum Islam konvertieren und "unmittelbar tief in die salafistische Szene und damit in den politischen Extremismus geraten," sagte der Minister.



Die meist jungen Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren träten häufig "besonders fanatisch und aggressiv" auf. 20 bis 30 der Salafisten in NRW gehören laut Jäger den jihadistischen Gruppierungen oder deren Umfeld an. "Der politische Salafismus ist die am schnellsten wachsende islamistische Bestrebung und der ideologische Nährboden für den Internationalen Terrorismus", warnte Jäger im Vorfeld des 10. Jahrestages der Anschläge vom 11. September in New York.



Mit nachrichtendienstlichen Analysen und Befragungen der Konvertiten haben die Ermittlungsbehörden in NRW laut Jäger herausgefunden, dass es sich sehr häufig um labile Charaktere mit Auffälligkeiten im Sozialisationsverlauf handelt. Oftmals lägen gestörte Familienverhältnisse und ein Mangel an sozialen Bindungen vor. 60 Prozent der zum Salafismus konvertierten jungen Männer habe vor oder nach der Konversion Straftaten verübt.



Offensive Missionierung

"Die Defizite im eigenen Leben und in der Persönlichkeitsentwicklung sind Grund für den Zulauf junger Menschen zu islamistischen Szenen", sagte Jäger weiter. Verantwortlich sei auch die "offensive Missionierung salafistischer Prediger unter dem Deckmantel der Religion". Das vermeintlich klare Weltbild, das Schwarz-Weiß-Denken und die "Brüderlichkeit" faszinierten solche labilen jungen Männer.



Erschwert wird die Ermittlungsarbeit unter anderem dadurch, dass sich die Salafisten zunehmend in Internet-Foren vernetzten und auch in den eigenen vier Wänden über das Internet radikalisierten. Die allein handelnden Einzeltäter seien "eine große Gefahr", sagte Jäger. Der Landesinnenminister erklärte, Deutschland und damit auch NRW stehe "immer noch im Fadenkreuz" der Islamisten. In den letzten Jahren sei es den Ermittlern gelungen, acht Anschläge in Deutschland erfolgreich zu verhindern. Einen neunten am Frankfurter Flughafen habe man nicht verhindern können, bedauerte Jäger.



Die Erfolge im Kampf gegen internationalen Terrorismus nannte er ein Ergebnis akribischer Arbeit bei der Gefahrenaufklärung, Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung. Bei der Prävention würden in NRW Islamwissenschaftler helfen, die Ursachen und Hintergründe religiös fundamentalistischer Entwicklungen aufzuklären. Trotz aller Anstrengungen im Kampf gegen Islamisten wies der Minister allerdings darauf hin, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nicht geben könne. "Wer Freiheit durch Sicherheit ersetzen will, wird beides verlieren", sagte Jäger.