Geburtenzahl in Deutschland ist höher als gedacht

Doch mehr Kinder

Die Geburtenzahl in Deutschland ist wohl höher als bislang angenommen. 2010 seien in pro Frau 1,6 Kinder je Frau geboren worden, teilten jetzt Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung mit. Sie korrigierten damit die amtlichen Zahlen, nach denen die Geburtenrate im vergangenen Jahr im Osten 1,46 und im Westen 1,39 betrug.

 (DR)

Nach Informationen der Bevölkerungswissenschaftler beruhen die offiziellen Angaben auf unvollständigen Berechnungsmodellen. Sie unterschätzten die endgültige Kinderzahl, wenn Frauen die Geburt ihrer Kinder in ein immer höheres Alter aufschieben, was in Deutschland der Fall ist. Dieser Effekt sei jetzt erstmals durch neue Daten herausgerechnet worden, so das Max-Planck-Institut. Allerdings handele es sich weiterhin nur um Schätzwerte. Die Rostocker Wissenschaftler erwarten eine Trendumkehr im deutschen Geburtenverhalten.



Nach ihrer Darstellung steigt die Geburtenrate bei Frauen, die in den 70er Jahren geboren wurden, wieder deutlich an. Für den Jahrgang 1961 liege die endgültige Kinderzahl bei 1,6 Kindern pro Frau für die alten und bei 1,8 für die neuen Bundesländer. Die Kinderzahl für die Frauen, die Anfang der 1960er-Jahre geboren wurden, sei dann zunächst auf Werte zwischen 1,5 und 1,6 Kinder pro Frau gesunken und habe so den Abwärtstrend der letzten Jahrzehnte fortgesetzt. "Die Geburtsjahrgänge um 1970 scheinen die Trendwende zu markieren", betonen die Forscher.



West-Ost-Gefälle deutlich

Nach ihren Berechnungen steigt in Ost wie West das Alter, in dem Frauen Kinder bekommen, etwa gleich stark an - und zwar um fast zweieinhalb Monate pro Jahr im Durchschnitt seit 2001. "Das Geburtenverhalten in Ost und West unterscheidet sich immer noch deutlich", sagt Demografin Michaela Kreyenfeld. Insbesondere werden ostdeutsche Frauen früher Mütter: 2008 durchschnittlich mit 27,5 Jahren, ein gutes Jahr vor den West-Müttern.



Einen Einfluss der Familienpolitik auf diese Entwicklung halten die Wissenschaftler für möglich, aber für nicht bewiesen. "Die Trendumkehr bei den endgültigen Geburtenraten könnte mit Änderungen in der jüngeren Familienpolitik zusammenhängen", sagt der Wissenschaftler Joshua Goldstein. Denn sie betreffe die Generation junger Frauen, die als erste in den Genuss von steigender Kinderbetreuung Unter-Dreijähriger und des neuen Elterngeldes komme.

Allerdings passten die steigenden Werte auch in den internationalen Trend. Auch in anderen europäischen Ländern lasse sich für die jüngeren Geburtsjahrgänge ein leichter Anstieg der endgültigen Kinderzahl beobachten.