Kardinal Meisner zum Umgang mit Wiederverheirateten in der Kirche

"Die Ehe bleibt unauflöslich"

Wenn Katholiken sich scheiden lassen und eine erneute zivile Ehe eingehen, sind sie zu Lebzeiten des ersten Partners von den Sakramenten, insbesondere von der Eucharistie, ausgeschlossen. Erzbischof Robert Zollitsch hat hier nun Reformen angeregt, dies sei eine Frage der Barmherzigkeit. Im domradio.de-Interview betont der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die Unauflöslichkeit der kirchlichen Ehe.

 (DR)

domradio.de: Herr Kardinal, wie bewerten Sie diesen Vorstoß?

Kardinal Meisner: Ich habe viele Anfragen aus der Diözese und darüber hinaus bekommen. Und zwar haben alle sich zunächst einmal auf "Zeit-Online" berufen. Ich kannte den Text gar nicht, habe mir den kommen lassen und habe dann auch meine großen Fragezeichen gemacht, aber man muss ja den vollkommenen Text vor sich haben. Dann habe ich mir den kompletten Text kommen lassen und da war ich doch zunächst positiv überrascht - das muss ich ehrlich sagen - aufgrund der vielen Anfragen. Das erste, was ich sagen muss: Ich war froh, dass der Erzbischof von Freiburg das Interview gegeben hat und nicht der der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Denn wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ein solches Interview gibt, dann kann er nur der Sprecher aller Bischöfe sein und dann muss er sich auch des Konsenses der Bischöfe vergewissern. Aber so hat der Erzbischof von Freiburg ein Interview gegeben und ich betone es noch einmal: Ich war sehr berührt von dem Glaubenszeugnis, das er darin gegeben hat. Und man sollte meines Erachtens in Zukunft auch darauf achten, dass es in den Medien nicht immer nur heißt: Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, sondern dass man differenziert. Hat der Erzbischof von Freiburg gesprochen, so wie der Erzbischof von Köln ja auch oft spricht, oder hat er als Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gesprochen. Das würde viele Irritationen vermeiden.



domradio.de: Wie bewerten Sie das den inhaltlich, was er gefordert hat? Er hat gesagt, er erwartet, dass es da vielleicht noch zu seinen Lebzeiten Veränderungen geben wird.

Kardinal Meisner: Ich kann nur ganz schlicht Folgendes sagen: Die Ehe ist und bleibt unauflöslich. Und zwar ist das keine Marotte der Kirche, sondern die Ehe ist die reale Repräsentanz für die unaufkündbare Hingabe Christi an die Kirche und damit an die Welt. Und das macht auch die große Würde und die Schönheit und vielleicht auch die Last der Ehe aus, weil die Hingabe Christi an die Welt, an die Menschen, an die Kirche unkündbar ist. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Unauflöslichkeit der Ehe von der Kirche aufgegeben werden kann. Das ist das eine, das ich dazu sagen möchte. Und der Vorsitzende bringt dafür als Beispiel den Herrn Bundespräsident. Ich will dazu nur sagen: Die Unauflöslichkeit der Ehe gilt für alle Stände und für alle Repräsentanten der Gesellschaft. Sie wissen ja, dass die Kirche ganz England verloren hat, weil sie gegen Heinrich VIII. an der Unauflöslichkeit der Ehe festgehalten hat.



domradio.de: In dem Interview wird auch Bezug genommen auf den Regierenden Bürgermeister von Berlin Wowereit, da geht es um das entsprechende Familienbild. Wie bewerten Sie das, Herr Kardinal? --
Kardinal Meisner: Diese Frage wird heute immer wieder gestellt, selbst als ich jetzt den neuen Erzbischof in Berlin mit eingeführt habe, wurde ich immer wieder darauf angesprochen. Sehen Sie einmal, die Kirche hat keine Möglichkeit, die Schöpfungsordnung Gottes zu korrigieren. Gott hat den Menschen erschaffen als Mann und Frau, und zwar mit der Zielrichtung, dass Mann und Frau zusammenkommen und ein Fleisch werden und damit zu dritt werden. Aus der Ehe wird die Familie. Unser Gott ist trinitarisch, das heißt drei-personal. Wenn der Mensch das Abbild Gottes ist, dann spiegelt sich die Trinität real in der Schöpfungsordnung wider: Indem die Familie ein Bund mindestens zu dritt ist. Andere Verhältnisse sind in der Schöpfungsordnung nicht vorgesehen.



Das Gespräch führte domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.