Streit in der CDU um Schwangerschaftsfrühtests

Selektion statt Therapie?

In der CDU ist ein Streit um Schwangerschaftsfrühtests auf das Down-Syndrom entbrannt. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, nennt die von seiner Parteifreundin Annette Schavan geplante finanzielle Förderung dieser Tests Behinderten-Diskriminierung.

 (DR)

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), hat die Förderung von Schwangerschaftsfrühtests auf das Down-Syndrom durch das Bundesforschungsministerium scharf kritisiert. "Das ist Behinderten-Diskriminierung in der schlimmsten Form", sagte der Hüppe dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe). Bei dem mit 230.000 Euro geförderten Testverfahren der Konstanzer GATC Biotech AG gehe es "nicht um Therapie, sondern um Selektion".



Hüppe erklärte, da Menschen mit Down-Syndrom nicht therapierbar seien, handle es sich ganz offensichtlich um "Rasterfahndung, mit dem einzigen Ziel, Menschen mit Behinderung auszusortieren und zu töten". Dies mit öffentlichen Geldern zu fördern, sei "nicht hinnehmbar". Er könne die Entscheidung auch deshalb nicht verstehen, weil sich Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) noch im Juli in der Debatte über das Für und Wider der Präimplantationsdiagnostik (PID) gegen Gentests an Embryonen gewandt hatte. Laut Tagesspiegel führen Schätzungen zufolge positive Tests auf Trisomie 21, sprich das Down-Syndrom, in mehr als 90 Prozent der Fälle zum Schwangerschaftsabbruch.



Unterdessen wies das Bundesforschungsministerium die Kritik als "absurd" zurück. Forschungs-Staatssekretär Thomas Rachel (CDU) sagte, die Kritik von Hüppe nehme eine größere Gefährdung von Mutter und Kind beim derzeitigen Diagnoseverfahren in Kauf. "Es ist ethisch unvertretbar, die Weiterentwicklung einer in Deutschland angewandten Untersuchungsmethode nicht fördern zu wollen, die das ungeborene Leben und die werdende Mutter besser schützen könnte", betonte Rachel. Die bisherige Untersuchung des Fruchtwassers gehe einher mit einem erheblichen Risiko einer Fehlgeburt. "Eine alternative, sichere Methode, aber ohne Risiko einer Fehlgeburt, wäre ein Fortschritt für die Gesundheit von Mutter und Kind", so der Staatsekretär.