EU-Politiker Liese kritisiert Down-Syndrom-Frühtest-Förderung

"Ethisch höchst brisant"

Die Förderung eines Schwangerschaftsfrühtests auf das Down-Syndrom durch das Bundesforschungsministerium sorgt weiter für Empörung: Von einem "Skandal" spricht der Augsburger Weihbischof Anton Losinger. CDU-Europa-Politiker Peter Liese bezeichnet im domradio.de-Interview "Abtreibung" als einzige Konsequenz der Methode.

 (DR)

Er sehe die Förderung durch das Ministerium als sehr kritisch an, sagte Liese in dem Gespräch mit domradio.de am Dienstag. Die Methode werfe viele ethische Fragen auf, "die man nicht ohne Diskussion und ohne gute gesetzliche Rahmenbedingungen fördern sollte". So würde versprochen, dass der Test sehr sicher ist.



"Wenn das Risiko durch einen einfachen Bluttest praktisch bei null liegt, ist die Gefahr, dass man unkritisch eine Methode anwendet, die eigentlich nur die Konsequenz haben kann, dass das Kind abgetrieben wird." Eine vorgeburtliche Therapie, so CDU-Politiker Liese, gebe es in den allermeisten Fällen nicht, "und schon gar nicht beim Down-Syndrom". Es sei "ethisch höchst brisant", wenn die Methode unkritisch angewandt werde.



Die aktuell eingesetzte konventionelle Fruchtwasseruntersuchung sei mit großen Gefahren für die Mutter verbunden. Dies sei einer der Gründe, "warum es Gott sei Dank noch nicht Standard ist, warum es auch viele Paare gibt, die sich zunächst einmal dagegen entscheiden, so dass behindertes Leben eine Chance hat, zur Welt zu kommen."



Losinger: "Skandal"

Ein solcher Test stehe im Widerspruch zum Lebensrecht und zur Menschenwürde, sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrats am Dienstag dem "Münchner Kirchenradio". Letztlich gehe es nur darum, genetische Defekte in einem sehr frühen Stadium herauszufinden, um dann einen Schwangerschaftsabbruch zu erreichen.



Werdende Eltern würden mit seinem solchen Verfahren unter einen erhöhten Druck gesetzt, "unter Umständen einer Abtreibung zuzustimmen", sagte Losinger. Das vom Ministerium unterstützte Projekt stelle nicht nur Katholiken, sondern die ganze Gesellschaft vor die Herausforderung, "ein klares Pro für Menschen mit Behinderungen auszusprechen". Dennoch zeigte sich der Weihbischof zuversichtlich, dass das Lebensrecht von Behinderten weiter auf der Agenda des Ethikrates stehen werde. Weltweit sei eine Ausweitung der modernen biomedizinischen Methoden zu erwarten, die den Schutz des vorgeburtlichen Lebens immer mehr in den Mittelpunkt rücken werde.



Ministerium weist Kritik zurück

Kritisch hatten sich zuvor auch schon der Unionsfraktionsvize im Deutschen Bundestag, Johannes Singhammer (CSU), und der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), geäußert. Singhammer forderte, die Förderung des Frühtestes mit

230.000 Euro zu beenden. Hüppe sagte, mit dem Testverfahren werde das Ziel verfolgt, "Menschen mit Behinderung auszusortieren und zu töten". Die Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) warf der Bundesregierung mangelnde Rechtstreue vor. Mit der Förderung widerspreche sie geltenden gesetzlichen Bestimmungen, wonach die Behinderung eines ungeborenen Kindes eine Abtreibung nicht rechtfertige.



Der Parlamentarische Staatssekretär im Forschungsministerium, Thomas Rachel (CDU), wies die Kritik als "absurd" zurück. Sie nehme "eine größere Gefährdung von Mutter und Kind beim derzeitigen Diagnoseverfahren in Kauf". Die bisherige Untersuchung des Fruchtwassers gehe einher "mit einem erheblichen Risiko einer Fehlgeburt". Deshalb sei eine sichere Methode "ein Fortschritt für die Gesundheit von Mutter und Kind". Zudem sei die Förderung nur vom 1. April bis 31. Dezember 2010 gelaufen und inzwischen bereits beendet.