Weltwasserkonferenz geht in Stockholm zu Ende

Ohne Wasser geht gar nichts

Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Wasser. Gleichzeitig werden Trinkwasserreserven knapp und die Wasserverschmutzung nimmt zu. Bei der am Samstag in Stockholm zu Ende gehenden Weltwasserwoche haben Wissenschaftler und Experten einen steigenden weltweiten Wasserbedarf prognostiziert und vor einer Verschärfung der Wasserkrise gewarnt.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Nahrungsmittel, Energie, Industrie - ohne Wasser geht gar nichts. Die geschäftsführende Direktorin der Europäischen Umweltagentur, Jacqueline McGlade, wies gegenüber der Deutschen Welle darauf hin, dass die Preise für Nahrungsmittel, Energie oder industrielle Produkte in Zukunft auch verstärkt die Kosten für den Einsatz von Wasser bei der Produktion berücksichtigen müssten.



Vor allem die wachsende Weltbevölkerung - bis 2050 nach UN-Schätzungen neun Milliarden - führt dazu, dass der globale Wasserbedarf bis 2030 um bis zu 40 Prozent steigen könnte, heißt es in der Abschlusserklärung der Konferenz, zu der 3.000 Experten in die schwedische Hauptstadt gekommen sind. Derzeit haben eine Milliarde Menschen nach UN-Angaben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser - ein Drittel davon in Afrika. Und weil zudem 2,6 Milliarden Menschen über keine ausreichende sanitäre Versorgung verfügen, sterben täglich rund 5.000 Kinder an Durchfallerkrankungen.



Kleine Erfolgsmeldungen

Zwar gibt es auch Erfolgsmeldungen: In 32 afrikanischen Ländern hat sich der Anteil der Bevölkerung, der Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, in den vergangenen Jahren von 45 auf 58 Prozent erhöht, hieß es in Stockholm. Doch vom Ziel, bis 2015 die Zahl der Menschen ohne ausreichende Trinkwasserversorgung zu halbieren, ist man weit entfernt.



Insbesondere in den wachsenden Mega-Städten wird sich die Wasserproblematik in den nächsten Jahren massiv verschärfen, warnt die Umweltorganisation WWF in einer Studie. 2050 werden laut Prognosen des WWF 70 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten leben. Bereits heute sei die Situation in vielen Großregionen untragbar, heißt es in der Untersuchung "Big Cities. Big Water. Big Challenges".



So führe etwa in Mexiko-Stadt die Übernutzung der Grundwasserreserven zu einem stetigen Absinken der Metropole von 5 bis zu 40 Zentimetern im Jahr. Neben Auswirkungen auf den Gebäudebestand steige das Risiko einer großflächigen Überflutung durch den See in der Stadtmitte. Die Flüsse in Buenos Aires könnten hingegen nur noch als "öffentliche Kloake" bezeichnen werden, und die Bevölkerung im indischen Kalkutta habe mit fäkaler Verschmutzung des Abwassers und einer hohen Arsenkonzentration im Grundwasser zu kämpfen.



Menschenrecht auf Wasser

"Übertragen auf deutsche Verhältnisse würde das bedeuten, dass jeder dritte Einwohner Berlins keinen Wasseranschluss hat", heißt es in der Studie. Außerdem wären Spree, Havel und die Seen im Umkreis der Stadt allesamt verschmutzt, mit Müll verstopft oder würden leer gepumpt", verdeutlicht Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland, die Situation.



In ihrer Abschlusserklärung warnt die Stockholmer Konferenz davor, das Wasserproblem zu ignorieren oder auf die lange Bank zu schieben. Das Menschenrecht auf Wasser müsse durchgesetzt werden, fordert auch der WWF. Grundvoraussetzung sei, "die entsprechenden Ökosysteme vor Zerstörung und Verschmutzung zu schützen", so Geiger. "Feuchtgebiete müssen renaturiert, das Oberflächenwasser von Flüsse und Seen gereinigt und Grundwasservorkommen vor Ausbeutung geschützt werden."



Auch technische Empfehlungen gibt die Stockholmer Konferenz. Der Bericht fordert unter anderem eine wirksamere Bewässerung von Agrarflächen um mindestens 20 Prozent. Auch müssten Ernteverluste bei Nahrungsmitteln und Energiepflanzen stark verringert werden. Nicht zuletzt solle die weltweite Menge an aufbereitetem Wasser um mindestens 20 Prozent gesteigert und die Wasserverschmutzung um den gleichen Faktor verringert werden, heißt es in der Erklärung. Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, sei eine Verbesserung der Leitungsnetze sowie ein effektives Abwassermanagement ausschlaggebend.