Domkapitular Wolfgang Ipolt vor der Weihe zum Bischof von Görlitz

"Nur freundliche, nette Menschen"

Das katholische Bistum Görlitz hat ab Sonntag wieder einen Bischof. Dann wird Wolfgang Ipolt, bislang Leiter des Erfurter Priesterseminars, Nachfolger von Konrad Zdarsa, den Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr an die Spitze des Bistums Augsburg berief. Im Interview spricht Ipolt über seine neue Heimat und die Weihe.

 (DR)

domradio.de: Guten Morgen, Herr Domkapitular! Ich hätte lieber schon Herr Bischof gesagt, das stimmt aber noch nicht ganz, oder?

Wolfgang Ipolt: Das stimmt noch nicht ganz, ab Sonntag ist es so weit. Der Heilige Vater hat mich zwar schon Mitte Juni ernannt und seitdem lebe ich nun in der Erwartung auf diesen Tag am kommenden Sonntag.

domradio.de: Sie leben noch nicht in Görlitz, oder?

Wolfgang Ipolt: Ich bin in der vergangenen Woche umgezogen, habe meine Zelte am Priesterseminar in Erfurt abgebrochen und habe jetzt meine ganze Sachen in diesem kleinen Haus, in dem ich wie auch mein Vorgänger wohnen werde.

domradio.de: Ich habe Görlitz als wunderschöne Stadt, restauriert und kaum von Bombentreffern zerstört in Erinnerung. Haben Sie sich schon so ein bisschen eingelebt?

Ipolt: Ja, das kann man sagen. Die Stadt ist sehr schön restauriert worden. Das war wahrscheinlich auch deswegen einfacher, weil der Krieg weniger Spuren hinterlassen hat als in anderen deutschen Städten. Viel mehr habe ich noch nicht gesehen, aber das werden Sie sicher verstehen.

domradio.de: Ist denn die Mentalität der Görlitzer großartig anders als die Erfurter?

Ipolt: Also bisher habe ich nur freundliche, nette Menschen getroffen, die mir auch beim Einzug geholfen haben. Zum Beispiel hat mir jemand einen Kuchen vor die Tür gestellt, das fand ich sehr nett. Ich habe noch keine größeren Unterschiede zu Erfurt bemerkt.

domradio.de: Ihr Hausrat ist nun schon in Görlitz. Was nehmen Sie sonst noch aus Erfurt mit nach Görlitz?

Ipolt: Ich nehme viele gute Anregungen mit, die ich in über 30 Jahren priesterlichen Dienstes in Erfurt bekommen habe, in meinem Heimatbistum, um es einmal so zu nennen. Die pastoralen Anregungen durch die beiden Bischöfe, die ich dort erlebt habe, haben mich geprägt. Das möchte ich gar nicht verheimlichen. Das sind einige gute Früchte, die ich mitbringen werde.  

domradio.de: 30.000 Katholiken umfasst Ihre neue Diözese. Das Leben in der Diaspora, also unter relativ wenigen Katholiken, kennen Sie ja. Was erwarten Sie sich denn nun von Ihrer Zeit als Bischof von Görlitz?

Ipolt: Ich denke, das ist für die Menschen, die dort leben, ja seit langer Zeit Normalität, dass sie eine Minderheit darstellen. Ich glaube, die Menschen gerade in dieser Region, in Ost- und Mitteldeutschland, können damit gut umgehen. Die einzige Gefahr an einer solchen Minderheit ist, dass man sich damit zufrieden gibt, dass man sich da zu einem gewissen Grad einrichtet. Da muss ich als Bischof immer wieder darauf aufmerksam machen, dass das nicht der Sinn christlichen Lebens ist, sich einfach damit zufriedenzugeben, sondern wir müssen immer wieder aufbrechen, Wege suchen, wie wir neue Menschen für die Botschaft des Evangeliums gewinnen können, weil wir ja der Meinung sind, dass das ja keine unwichtige Botschaft für die Menschen ist. Sondern dass das ganz sicher das Leben reicher machen kann. Insofern erwarte ich, dass mir dort beides begegnen wird - wie auch in meiner Heimat.  

domradio.de: Jetzt blicken wir noch mal kurz auf Ihren Gemütszustand so kurz vor der Weihe. Sind Sie auch ein bisschen aufgeregt? Was macht der Adrenalinspiegel?

Ipolt: Aufgeregt kann man schon sagen. Ich bin jetzt ja vier Tage in Exerzitien gewesen und das hat mir gut getan, ich habe mich vor dem Angesicht Gottes gesammelt, um nicht in eine innere oder äußere Panik zu verfallen. Das schreibt die Kirche ja auch vor der Weihe so vor, dass man in die Stille geht und dort mit dem Herrn ins Gespräch eintritt. Ich hoffe, dass mir das die nächsten 48 Stunden noch ein wenig erhalten bleibt. Das weiß ich noch nicht so ganz genau. Ich werde heute Nachmittag an das Grab der Heiligen Hedwig fahren - das ist die Bistumspatronin von Görlitz. Ich habe das Domkapitel eingeladen, dort mit mir die Eucharistie zu feiern. Das werden tun und dort auch für meine Aufgabe und die Diözese, die Menschen, die uns dort anvertraut sind, beten.

domradio.de: Ich hoffe, wir haben Ihre Stille mit unserem Telefonat nicht zu sehr gestört.

Ipolt: Nein, die Exerzitien haben heute morgen geendet, von daher konnte ich guten Gewissens mit Ihnen sprechen.





Hintergrund

Das katholische Bistum Görlitz hat ab Sonntag wieder einen Bischof. Dann wird Wolfgang Ipolt (57), bislang Leiter des Erfurter Priesterseminars, Nachfolger von Konrad Zdarsa, den Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr an die Spitze des Bistums Augsburg berief.



Die Bischofsweihe ab 15 Uhr in der Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus nimmt der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki vor, der sein Amt erst am Vortag antritt. Ihm assistieren Zdarsa und der Erfurter Bischof Joachim Wanke, der auch predigt. Unter den Gästen sind auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset, der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Heinrich Mussinghoff (Aachen) sowie die Bischöfe Joachim Reinelt (Dresden-Meißen), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Stefan Cichy (Legnica) und Jan Baxant (Litomerice). Das Bistum Görlitz liegt im Osten Brandenburgs und Sachsens. Es hat rund 30.000 Mitglieder, die wenigsten unter den 27 deutschen Diözesen.



Ipolt wurde am 17. März 1954 in Gotha geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Erfurt weihte Bischof Hugo Aufderbeck ihn dort 1979 zum Priester. Anschließend war er Kaplan in Worbis, Berlin und Erfurt. Bischof Wanke berief Ipolt 1989 als Subregens in die Leitung des Erfurter Priesterseminars, die zentrale Priesterausbildungsstätte in der DDR.



1992 wechselte Ipolt erneut in die Gemeindeseelsorge und wurde Pfarrer in Nordhausen. 2001 ernannte Wanke ihn zum nicht-residierenden Mitglied des Domkapitels, das den Bischof in der Bistumsleitung berät. Ab 2004 stand Ipolt als Regens an der Spitze des Erfurter Priesterseminars. Zudem lehrte er an der katholischen Fakultät der Universität Erfurt Theologie der Spiritualität