In Hamburg geht die Weltkonferenz der Seemannsmission zu Ende

Piratenangst und Kreuzfahrtarbeit

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis ist am Dienstag die 10. Weltkonferenz der Internationalen Seemannsmissionen zu Ende gegangen. Im domradio.de-Interview fordert Generalsekretärin Heike Proske ein UN-Mandat für den Piraterie-Kampf.

 (DR)

Vor allem "rund um Kap Horn und in Somalia" müsse die Staatengemeinschaft endlich für eine Infrastruktur sorgen, die Piratenüberfälle überflüssig mache, so Proske.  Der von der Bundesregierung erwogene Einsatz privater Sicherheitsdienste an Bord sei lediglich eine "Notlösung", sagte Proske weiter. Der Schutz deutscher Handelsschiffe und ihrer Besatzungen sei eine staatliche Angelegenheit und dürfe daher nicht aus der Hand gegeben werden. Private Sicherheitsdienste müssten daher zumindest "staatliche Zertifikate" nachweisen.



Die Weltkonferenz der Seemannsmissionen hat Proske zufolge Vorschläge abgelehnt, die Besatzungen selbst zu bewaffnen. "Seeleute sind nicht für den Kampf mit der Waffe ausgebildet", sagte Proske. Empfohlen würden allerdings Trainings, um die Besatzungen auch psychologisch auf Überfälle vorzubereiten.



Kritik an Arbeitssituation auf "Traumschiffen

In seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst forderte der evangelische Propst Jürgen F. Bollmann eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Menschen auf Kreuzfahrtschiffen. "Denn die weltweiten sozialen Unterschiede spiegeln sich auch im Leben auf einem Kreuzfahrtschiff wider", sagte der Theologe. "Wenn so dicht beieinander Menschen unter schwierigen und unwürdigen Bedingungen für andere arbeiten, ist dies nicht hinzunehmen", so Bollmann, der auch ständiger bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck ist.



Ebenso sei die Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens der International Labour Organisation (ILO) weiterhin ein wichtiges Thema, sagte der Propst. Die internationale Vernetzung der Seemannsmissionen könne hier hilfreich sein. "Die Diskussionen in den vergangenen drei Tagen, die Ideen, die miteinander geteilt wurden und das gemeinsame Gebet und Singen haben uns ermutigt. So können wir gestärkt zurück in die alltägliche Arbeit für die Seefahrerinnen und Seefahrer gehen", so Bollmann,



Seit Freitag hatten in Hamburg mehr als 200 Teilnehmer aus 49 Ländern getagt. Beraten wurden neben der Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens der ILO auch die seelsorgerliche und psychologische Hilfe für Seeleute nach Piratenangriffen sowie neue Arbeitsformen auf Kreuzfahrtschiffen. In der Christian Maritime Association (ICMA) sind Seemannsmissionen unterschiedlicher christlicher Konfessionen vereinigt. Die letzte Tagung dieser Art fand 2004 in New Orleans statt.