Wiens Kardinal Schönborn zur Bedeutung der Weltjugendtage

"Für viele ist das lebensprägend!"

Er ist der Herausgeber des katholischen Jugendkatechismus "YouCat", den jeder Weltjugendtagsteilnehmer in seinem Pilgerrucksack mit sich trägt: der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Im domradio.de-Interview beschreibt er seine Eindrücke in Madrid.

Kardinal Schönborn in Madrid: Der WJT schafft eine persönliche Stärkung im Glauben (DR)
Kardinal Schönborn in Madrid: Der WJT schafft eine persönliche Stärkung im Glauben / ( DR )

domradio.de: Herr Kardinal, wie ist Ihr Eindruck vom Weltjugendtag hier in Madrid?

Kardinal Schönborn: Ich bin einfach unglaublich dankbar und froh darüber, dass Papst Johannes Paul II. diese geniale Idee gehabt hat, das zu schaffen! Und dankbar dafür, dass das weitergeht und dass Papst Benedikt XVI. voll weitergeht auf dem Weg, den Papst Johannes Paul II. eröffnet hat. Es ist eine unglaubliche Möglichkeit für junge Menschen, ihren Glauben zu erleben, zu vertiefen und zu bezeugen. Für viele ist das lebensprägend!



domradio.de: Nun gibt es die großen Events, aber auch die Katechesen. Was können diese bewirken?

Kardinal Schönborn: Das müssen Sie die Jugendlichen fragen! Ich habe den Eindruck, sie müssen ja nicht hierherkommen, wenn sie hierherkommen, dann tuen sie es offensichtlich freiwillig. Ich habe nicht gesehen, dass sie mit Polizeiwagen hierhergeschleppt wurden. Warum machen sie das? Weil es ihnen wichtig ist, normalerweise tuen wir Dinge, die uns wertvoll sind und, ja auch, die uns Spaß machen, und offensichtlich ist dies der Fall.



domradio.de: Welche Impulse erhoffen Sie sich vom Weltjugendtag, was sollen die Jugendlichen mit nach Hause nehmen?

Kardinal Schönborn: Zuerst und vor allem eine persönliche Stärkung im Glauben. Ich glaube, für viele sind das Momente, wo sie in ihrem persönlichen Glaubensleben wichtige Schritte machen. Und dann ist es die Erfahrung, dass Kirche weltweit und lebendig ist und dass der Glaube prägt und sinnvoll ist. Das ist das Entscheidende.



domradio.de: Gestern abend war eine große Demonstration gegen den Papstbesuch.

Kardinal Schönborn: Ein kleine Demonstration! Ich habe gestern mit Polizisten gesprochen, sie meinten, es wären etwa 1000 Teilnehmer gewesen. Alleine bei dieser Katechese sind mehr als 1000 Leute!



domradio.de: Trotzdem weht der Kirche insgesamt der Wind ins Gesicht, erhoffen Sie sich Impulse des Weltjugendtages für die Gesellschaft?

Kardinal Schönborn: Es ist normal, dass die Kirche Gegenwind hat! Das hat Jesus schon ziemlich deutlich vorgelebt, er hat sogar gesagt: "Ihr werdet um meinetwillen von allen gehasst werden!" Er wollte das nicht, aber er hat klar gesagt, das gehört mit zum Programm, dass es auf Widerstand stößt. Das hat schon ganz normale menschliche Gründe. Eltern, die ihre Kinder erziehen, stoßen auch auf Widerstand, und im Rückblick wissen wir, dass es auch notwendig ist, dass die Eltern den Kindern etwas abverlangen. Die Kirche ist in unserer heutigen Gesellschaft eine der ganz wenigen, vielleicht in mancher Hinsicht die einzige, die sagt: Freunde, Spaß alleine genügt nicht. Das wissen wir ja alle, wir wissen es im tiefsten unseres Herzens. Das wissen junge Leute genauso gut wie ältere. Die Kirche hat die schöne Aufgabe, daran zu erinnern: Hingabe macht glücklich, Egoismus macht unglücklich, das erfordert auch die Bereitschaft zum ertragen von Widerstand.



Das Interview führte Pfarrer Peter Dückers.