Deutsche Kritik an organisatorischen Mängeln beim WJT

"Das muss noch besser werden"

Getrübte Freude zum Auftakt des Weltjugendtages in Madrid: Kirchenvertreter aus Deutschland beklagen organisatorische Mängel rund um den Auftakt. BDKJ-Bundespräses Rapp kritisierte nicht ausreichende Rettungswege, mangelhafte Trinkwasserversorgung für die Jugendlichen und schlechte Sichtverhältnisse. "Das muss bis Donnerstag noch besser werden." Dann wird Papst Benedikt XVI. in Madrid erwartet.

 (DR)

Rapp selbst habe den Gottesdienst vorzeitig verlassen, "als der dritte Krankenwagen durch die Menge fuhr".



Beschwerdebrief mit Ankündigung

"Das ist einfach eine Minderleistung", urteilte Pfarrer Mike Kolb am Mittwoch im domradio.de-Interview. Der Diözesanjugendseelsorger leitet die Wallfahrt des Erzbistums Kölns zum Weltjugendtag. "Ich habe auch mit dem Kardinal gesprochen - wir werden das auch deutlich machen nach dem Weltjugendtag", sagte Kolb. Dabei gehe es nicht um "deutsche Miesepetrigkeit", sondern um "normale, menschenwürdige Verhältnisse". Die Jugendlichen hätten sich trotz widriger Verhältnisse gut organisiert. "Unsere Jugendlichen machen das Beste draus und die Stimmung ist gut. Sie lachen, sie singen, sie freuen sich und was uns zur Hilfe kommt, ist unsere rheinische Lebensfreude."

Die Pilger aus der Erzdiözese sind in zwei Turnhallen untergebracht (siehe Video von domradio.de-Reporter Martin Biallas anbei). Der Platz reiche nicht für alle aus. Viele Jugendliche hätten es vorgezogen, im Freien zu schlafen, beschrieben domradio.de-Reporter kurz nach der Ankunft am Montagabend.



Gute Sicht - aber nur für TV-Kameras

Auch der BDKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler kritisierte Unzulänglichkeiten in Organisation und Liturgie. "Wir haben hier eine Verantwortung für die jungen Leute und auch für die Eucharistie", so Tänzler. Beidem sei die Auftaktmesse nicht gerecht geworden. Lediglich die Fernsehkameras seien auf ihre Kosten gekommen.



Der Leiter der deutschen Delegation, Markus Etscheid-Stams von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, zog Parallelen zum Loveparade-Unglück in Duisburg. Vor diesem Hintergrund sei der Weltjugendtag teilweise schlecht organisiert. Die Enge in den U-Bahnen und das Gedränge mache viele Jugendliche nervös. Ordnungskräfte griffen nicht entschlossen genug ein. Auch Etscheid-Stams beurteilte die Versorgung mit Trinkwasser bei Temperaturen über 35 Grad als problematisch: "Die nächste Wasserstation muss man schon lange suchen."



Die Hitze macht zu schaffen

Weihbischof Bernhard Haßlberger, kommissarischer Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, nahm am Eröffnungsgottesdienst einige Hundert Meter vom Altar entfernt mit anderen deutschen Pilgern teil. "Wir haben wenig sehen können, und der Ton war auch nicht sehr gut", sagte Haßlberger. Auch habe er einige Jugendliche vor Hitze kollabieren sehen.



Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Josef Winkler, wagte sich nach eigenen Angaben erst gar nicht auf den Cibeles-Platz. Als abzusehen gewesen sei, dass der Platz für die Pilger nicht ausreiche, habe er den Gottesdienst im Hotelzimmer verfolgt.



Die Zahl der Gottesdienstbesucher lag entgegen ersten Schätzungen spanischer Medien offenbar weitaus niedriger als eine Million. Die Organisatoren sprachen zuletzt pauschal von "Hunderttausenden". Rund 400 Bischöfe und 2.500 Priester seien bei der Messe zugegen gewesen, teilte die Pressestelle des Weltjugendtags mit.



Neben den Schwierigkeiten bei der Eröffnung beklagen einige deutsche Teilnehmer auch Probleme mit ihrer Unterbringung: Jugendliche aus dem Erzbistum Köln etwa müssen sich anstelle der zugesagten Quartiere in Familien mit zwei kleinen Sporthallen begnügen.

Hunderte junge Pilger müssten deshalb im Freien übernachten. Zudem gebe es nicht genug Duschen und Toiletten, berichteten Teilnehmer im Kölner "domradio". Die gute Stimmung wolle man sich davon aber nicht vermiesen lassen.