Beim Weltjugendtag treffen sich junge Menschen aus aller Welt

"Wir haben alle denselben Verein: den Glauben"

In den Metro-Stationen von Madrid wird es in diesen Tagen eng: Tausende von Pilgern schieben sich durch die Gänge. Viele tragen T-Shirts als Kennzeichen, Gruppenleiter gehen mit Fahnen voraus, die Deutschen sind in der Regel an ihren Hüten mit Deutschlandflagge zu erkennen - der Weltjugendtag in Madrid hat begonnen.

Autor/in:
Kerstin Kotterba
Junge Pilger aus allen Ländern vereint beim WJT (KNA)
Junge Pilger aus allen Ländern vereint beim WJT / ( KNA )

Die Stimmung ist ausgelassen, Gesänge wie bei einer Fußballweltmeisterschaft sind zu hören - nur: "Wir haben alle denselben Verein: den Glauben", sagen Rosa und Rocio aus Sevilla in Spanien. Die beiden jungen Frauen freuen sich über den Besuch der Pilger unterschiedlichster Nationen. "Die Leute kommen uns zu Hause besuchen, das ist eine gute Erfahrung", betont die 19-Jährige Rosa.



Junge Menschen, "die alle an Gott glauben"

Ihre Freundin Rocio schätzt am Weltjugendtag besonders, dass hier junge Menschen zusammenkommen, "die alle an Gott glauben." Das sei "etwas ganz besonderes und keine alltäglich Erfahrung." Auf die Diskussionen in den Medien, der Weltjugendtag sei zu teuer für ein Land wie Spanien, reagieren sie gelassen. "Es wird doch schon dadurch so viel Geld gespart, dass es die 30.000 Freiwillige gibt", sagt Rocio.



Auch für die Russinnen Luba und Anja sind die Tage in Madrid eine besonders schöne Erfahrung. "Dieser Weltjugendtag geht einfach tiefer. Wir waren auch schon in Köln dabei", sagt Luba, die in einem kleinen Ort in Sibirien wohnt. "In Russland gibt es die katholische Kirche erst seit kurzer Zeit, da sind solche großen Ereignisse wichtig, um den Glauben zu stärken". Über die Botschaft des Papstes, der am Donnerstag in Madrid erwartet wird, wollen sie "noch lange nachdenken", so Luba und Anja.



Pater Josef aus dem Erzbistum München wünscht sich, "dass der Papst zumindest einige Worte zum Hunger in Afrika" sagt. Er ist mit 22 Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren angereist und froh über die gute Stimmung, auch wenn es in der U-Bahn schon einmal sehr eng werden kann. "Aber wenn so viele Menschen mit dem gleichen Ziel, nämlich dem Glauben, zusammenkommen, dann brauchen wir eigentlich keine Polizisten", sagt der Pater. Er habe den Eindruck, die Jugendlichen seien sehr friedlich und gleichzeitig gut motiviert, ein großartiges Glaubensfest zu feiern.



"Hin zu mehr Offenheit für junge Leute"

Eine erste Veränderung bei den Jugendlichen ist für Schwester Elisabeth vom Orden "Religiosas de Maria Inmaculada" schon seit Beginn des Weltjugendtages zu spüren. "Es ist gut, wenn die jungen Menschen sehen, dass auch viele andere einen starken Glauben an Christus haben, das stärkt den Glauben", sagt die gebürtige Portugiesin. Von dem Papst wünscht sie sich eine "starke Botschaft, die zu einem Wandel der Kirche hin zu mehr Offenheit für junge Leute führt".



Daniel und Chris aus Dortmund stehen an der Metro-Station und haben schon die zweite Bahn an sich vorbeifahren lassen. "Das ist einfach so voll hier, überall, in den Bahnen und an den Sehenswürdigkeiten sind die Pilger", sagen die Dortmunder, die auf einer Interrail-Tour durch Europa sind und nur zufällig beim Weltjugendtag in Madrid haltmachten. Gestört fühlen sie sich von den vielen jungen Leuten allerdings nicht, im Gegenteil: "Alle haben viel Spaß, alle sind freundlich und gut gelaunt, da macht es Spaß, auch so spontan dabei zu sein", meint Daniel.



Für Paloma, Teresa und Sole ist es "erfrischend, alle zusammen tanzen und lachen zu sehen, und man merkt, am Ende sind wir alle gleich - wir glauben alle an den gleichen Gott". Besonders gespannt sind die drei jungen Frauen aus Madrid auf die Rede des Papstes während der Abschlussmesse. "Er ist eine fantastische Person und er sollte eine direkte Botschaft an uns Jugendliche senden, mit der wir etwas anfangen können", betont Paloma. Sorge, dass der Weltjugendtag in Spanien ein großes Loch in die Haushaltskasse reißen wird, haben die drei nicht. Die Spanier sollten ihrer Ansicht nach eher stolz auf so ein großartiges Ereignis in ihrem Land sein.