Kirche verlängert Hotline für Missbrauchsopfer

Kein Abschalten im September

Die katholische Kirche in Deutschland will ihre Hotline für Missbrauchsopfer länger offenhalten als bislang geplant. Die Nummer solle nicht im September abgeschaltet werden, sondern bis April 2012 weiterbestehen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz am Montag in Bonn.

 (DR)

Mit der Verlängerung der Hotline solle das Gesprächsangebot zwischen Kirche und Opfern weiter offengehalten werden, so Matthias Kopp. Die bundesweite kostenfreie Telefon-Hotline für Opfer sexuellen Missbrauchs war Ende März 2010 eingerichtet worden. Sie wird von der Lebensberatung im Bistum Trier im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz betrieben und ist besetzt mit Psychologen und Sozialarbeitern. Bislang gab es laut Bischofskonferenz 6.702 Gespräche. Die meisten Betroffenen schilderten Vorfälle aus den Jahren von 1950 bis 1980. Zuletzt hatte die Zahl der Anrufe stark abgenommen, in der vergangenen Woche auf über 50. Anfangs hatte es mehr als 400 Anrufe pro Woche gegeben. Das Interesse der Anrufer richtete sich zuletzt vor allem auf Therapieangebote, Beratung und die Frage der Entschädigung.



Die katholische Kirche hatte sich für eine Entschädigungssumme von rund 5.000 Euro für die Opfer sexuellen Missbrauchs ausgesprochen, die als Anerkennung für das erlittene Leid ausgezahlt werden soll. Das Magazin "Der Spiegel" berichtete in seiner aktuellen Ausgabe vom Montag, dass die Entschädigungspraxis insbesondere der katholischen Orden bei Missbrauchsopfern zunehmend auf Kritik stoße. So seien in verschiedenen Fällen deutlich weniger als 5.000 Euro bezahlt worden, ohne dass Gründe dafür genannt würden. Nach Angaben von Kopp sind bei der "Zentralen Koordinierungsstelle" der Bischofskonferenz bislang 670 Anträge auf Entschädigung eingegangen. 650 wurden bearbeitet. Bistümer und Orden sind an die Empfehlungen der Koordinierungsstelle nicht gebunden.



Hinweis: Die kostenlose Telefonberatung (0800-1201000) ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 13.00 bis 20.30 Uhr besetzt. Zudem gibt es eine Online-Beratung.