50. Jahrestag des Mauerbaus in Berlin

"Die Mauer ist Geschichte, aber wir dürfen sie nie vergessen"

Fahnen auf Halbmast, mahnende Worte und eine Schweigeminute: Deutschland hat der Opfer des Mauerbaus vor 50 Jahren gedacht. Bundespräsident Christian Wulff rief in Berlin dazu auf, weltweit für Demokratie und Menschenrechte einzutreten. Der evangelische Berliner Bischof Dröge betonte bei der zentralen Gedenkfeier, die Mauer sei Teil des kollektiven Gedächtnisses. Sie sei aber auch Teil einer Befreiungsgeschichte.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

"Sie wird in unserer Seele bleiben", so Dröge. Der Bischof erinnerte daran, dass Kirchengemeinden den Mut fanden, ihre Türen zu öffnen, Raum für kritisches Denken gaben und dadurch den Mauerfall mit ermöglichten. An der Andacht nahm auch der katholische Berliner Weihbischof Matthias Heinrich teil.



Bundespräsident Christian Wulff rief zum 50. Jahrestag des Mauerbaus in Berlin dazu auf, sich weltweit für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. "Die Mauer mahnt uns, diejenigen nicht alleine zu lassen, die heute für die Freiheit kämpfen", sagte Wulff am Samstag auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Sie erinnere zudem daran, dass die Verbrechen des SED-Staats nicht verharmlost werden dürften.



An der Veranstaltung nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Bürgerrechtlerin Freya Klier und weitere Spitzenvertreter aus Politik und Kirche teil.



Wulff erklärte weiter, der Mauerfall habe gezeigt, dass keine Mauer Bestand gegen den Freiheitsdrang der Menschen habe. Viele hätten im Jahr 1989 heldenhaften Mut bewiesen. Darunter seien auch Christen gewesen, die sich nicht mit der Teilung abfinden wollten. Am Jahrestag wolle er auch daran erinnern, "in einer Zeit, in der viele Religion und Kirche gänzlich ins Private zurückdrängen wollen", so Wulff. Zugleich kritisierte der Bundespräsident eine "zunehmende Gleichgültigkeit" gegenüber der Teilung, die es in der alten Bundesrepublik gegeben habe. Viele hätten am Schicksal der Sandinisten in Nicaragua mehr Anteil genommen als an der Situation in der DDR.



Wulff hob hervor, das Ende der Teilung Deutschlands mache auch Mut. Die Mauer sei nicht gefallen, sondern umgestürzt worden. Veränderungen seien auch jetzt erreichbar und noch mehr Freiheit möglich. Dazu gehöre, Zuwanderer besser zu integrieren und mehr Menschen Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.



Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit bezeichnete den 13.  August 1961 als den "traurigsten Tag in der jüngeren Geschichte Berlins". Die Mauer habe unzähligen Menschen in der DDR die Lebensperspektive genommen. Zugleich sei sie eine Bankrotterklärung eines Systems gewesen, dem die Menschen davongelaufen seien. Kein Verständnis habe er für diejenigen, die die Mauer und die Teilung nostalgisch verklärten, so der SPD-Politiker. "Für dieses Unrecht gibt es keine Rechtfertigung. Die Mauer ist Geschichte, aber wir dürfen sie nie vergessen."

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung beteiligten sich viele Berliner um 12 Uhr an einer Schweigeminute für die Mauertoten. Dazu läuteten Kirchenglocken.